Sebastian Deya: am bahnsteig
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Als sich die ersten Blicke fanden,
wo unsre kurze Zeit begann,
als wir so am Bahnhof standen,
was fing nicht alles dort mit an:
Gebrülle, Fetzen, lautes Schreien,
Niedertracht, Gehässigkeit,
Kämpfen, Glauben und Verzeihen,
Wunderschönes, gute Zeit,
Angst und Bangen, Seitenhiebe,
Hässliches und große Wut,
Zärtlichkeit und große Liebe,
Hoffnung, Wille, großer Mut.
Ein auf und ab und stetes Wenden,
wir haben uns so tief gespürt,
heute nun, da wird’s wohl enden,
bis hierher hat’s uns geführt,
denn nun ist er wohl abgefahren,
der letzte Zug, er ist nun fort.
Wo gestern einmal Träume waren,
bleibt nur noch ein stiller Ort,
doch durch die Scheibe will ich winken,
passiere ich ihn innerlich –
werde ich dich sehen und versinken,
zieht vorbei “ich liebe dich!”.