Die Moritat von dem Huhn, das eine Katze sein wollte
(Für alle österlichen Eiersucher)
.
Auf einem Bauernhofe gestern
Lebte ein Huhn mit seinen Schwestern.
Forscht´ wie Newton, Magellan ...
Mit dem Hof, da fing es an.
Es war klug und mit viel Kraft
Hat es jeden Tag geschafft,
jed´s Huhn vom Futter zu vertreiben –
wollt´ es doch das stärkste bleiben.
Doch eines quält´ es Tag für Tag,
dass es daran nicht denken mag.
Das war, dass früh die Katze kam
zur Hoftür raus (drin war’s wohl warm)
und abends durft´ sie wieder rein,
nur für ein Huhn sollt das nicht sein.
Bei plumpen Hühnern einzusehn,
konnt´ das fürs Spitzenhuhn nicht gehn.
So hält das Huhn in vollem Lauf
Die Katze auf dem Hofe auf.
Der Schnabel droht als scharfe Zange,
der Katze wird schon richtig bange:
„Was darfst du in das Haus, ich nicht?“,
die tapfre Superhenne spricht.
„Weil ich die Mäuse fangen kann“,
spricht ´s Kätzchen noch im Fliehen dann.
Allein an einem Sonnentag
Die Katz ´ne Maus nicht schlingen mag.
So machen häufig es die Katzen,
sie schlagen Mäuse mit den Tatzen,
um dann in Ruhe abzuwarten,
zum nächsten Fangsprung erst zu starten,
sobald das Mäuschen wieder flieht,
grad da die Henne rüber sieht.
Die denkt, oje, jetzt muss es langen,
die Katz kann gar kein Mäuschen fangen.
Greif ich nicht ein, wird es entkommen.
Sie hat den Schnabel vor genommen,
wodurch in vollem Lauf gelingt,
dass sie die Minimaus verschlingt.
„Nun, Katz, wo ich die Mäuse fangen kann,
sieh du das Haus von draußen an.“
Der armen Katze blieb vor Schreck
Das Wort für eine Antwort weg.
So hat am Abend dann das Huhn
am Haushoftore was zu tun.
Weil es dabei rief laut „Miau“,
ließ es herein die Bauersfrau.
Die hat bald gar nichts mehr zu lachen,
denn ständig muss sie sauber machen,
der Hühnermist fiel selbst ins Bette,
allein die Katzentoilette,
die blieb verschont – ein kluges Huhn
hat schließlich Besseres zu tun.
Es hockt am Ofen, spricht Geschichten,
es kann auf „Dogh-dogh“ endlos dichten,
sagt mal „Miau“ und legt ein Ei,
weil beinah platzt sein Bauch entzwei.
Ne fette tote Maus, oh Jammer,
verendet in der Speisekammer.
Tot gefressen, welch ein Graus,
lockt das die Trauermäuse raus:
Kinder, Enkel, Onkel, Tanten,
alle, die das Mäuslein kannten,
sangen, dass es ewig bliebe,
dieses Katzenhuhn, das liebe.
So was ahnt die Bauersfrau,
findet es jedoch nicht schau.
Sie holt einen großen Topf,
lächelt an den Hühnerkopf.
Möhren, Erbsen, Sellerie,
Grünzeug auch zerhackte sie.
„Ach, das Beste, was ich kenne,
ist die Suppe einer Henne.“
Als das Huhn das Messer schaut,
flieht es, brüllt am Fenster laut:
„Liebes, gutes Katzilein,
fang die Mäuse hier allein,
aber lass mich nicht im Stich,
dass als Supp bald ende ich.“
„Auch wenn Strafe du verdienst,
ist mein Wichtigstes der Dienst.“
Also trat die Katze an,
zeigte allen, was sie kann.
Man ersah am nächsten Morgen,
dass vorbei die Mäusesorgen.
Eine Kette, Schwanz an Schwanz,
zeugt vom Mäusetotentanz,
und die Katze, Stufen drunter,
wird vom Frauenschrei nicht munter.
Von der süßen Milch ein Rest,
der beschließt das Jägerfest,
und (wie schön) die kluge Henne
wurd die liebste, die ich kenne,
die an ihre Schwestern denkt,
sie zum besten Futter lenkt,
wär sie fast ne Suppe, fette,
ist sie jetzt ne extra nette
gerade zu dem Katzenvieh,
das in Not gerettet sie.
Weiß, was manch ein anderer kann,
sieht man dem nur selten an.