Sebastian Deya zweifelt in
enigma (2 – tyrannosaurus ex)
an der Evolution ... dabei wollte ich mir eigentlich nicht einmal "badegedanken" machen ...
Sebastian Deya zweifelt in
an der Evolution ... dabei wollte ich mir eigentlich nicht einmal "badegedanken" machen ...
Das "Rätsel" von gestern wird hiermit aufgelöst: Der Titel des anderen Gedichts war "horizontal". Dieses Testgedicht gekoppelt mit "Katerle", einem Liebesgedicht, das auch in einer Sammlung mit Gedichten zu Mensch und Natur einen Platz gehabt hätte, zeigt doch eine der verschiedenen "Farben" bei Slov ant Gali:
Es gibt Momente
in denen tue ich
was ich bin,
es gibt Momente
in denen bin ich
was ich tue,
es gibt Momente
in denen verliere ich
mich
in deinen Augen,
es gibt Momente
in denen glänzen sie
durch meine
Worte
in deinen Ohren,
es gibt Momente
in denen streichle ich
dein
schwarzes Haar,
es gibt Momente
in denen berühren
sich
unsere Lippen,
es gibt Momente
in denen schließen
sich
unsere Augen,
unvergesslich
die Momente.
in denen wir uns
lieben.
vergessen wir
selbst das Wort
Liebe.
wozu?
Es gibt
Momente
Mitunter sind Entdeckungen über seltsame Wege möglich geworden. Das gilt nicht nur für den berüchtigten Kolumbus und seine vermutete Entdeckung des westwärtigen Seewegs nach Indien. Auch mir ist bei "Hinter jedem Horizont" so etwas passiert: Die Überschrift des zweiten Gedichts stand so dicht daran, dass eine Testleserin meinte, es gehörte dazu und es müsse nur besser angebunden werden. Nunmehr kann man das Ergebnis begutachten.
Gunda Jaron dagegen hat ein wunderbares Eigentor-Gedicht im Kampf gegen alles Siehste-Leser geschrieben, die meinen, ein Ich im Gedicht müsse doch das Autoren-Ich sein. Sie behauptet in ihrem "Gut getarnt" genau eine solche Konstellation ... Als Eröffnung für die "Liebe m.b.H." - aber die Autoren beteuern, einfach zu jung zu sein, um alle lyrischen Ichs im Buch je gewesen sein zu können ...
.
Vor dem Schwarz geschloss'ner Lider:
Farbenspiel, abstrakt und bunt.
Pulsschlag hallt in Ohren wider.
Turmuhr schlägt die zweite Stund'.
Nutz' das Bett in voller Breite,
wühle mich in Kissen fest,
wälze mich von Seit' zu Seite.
Federn flüstern laut Protest.
Planlos die Gedanken kreisen,
Zukunft trifft Vergangenheit.
Draußen piepen erste Meisen.
Bis zum Aufsteh'n ist noch Zeit ...
… grad' zwei Stunden: Fünfmal zähl' ich
Glockenschlag, das ist gemein!
Werde müde ganz allmählich.
Zehn vor sieben schlaf' ich ein ...
Ist er denn wirklich klug, der Satte
sagt er: „Mach´s wie ich!“, nur weil er’s hat
ist es gekonnt, kriecht er in Watte
gut eingepackt voran als Nimmersatt?
Ach, könnte er es selbst erkennen
der alles schon hat, nur Nichts nie hatte
und die eine Wahrheit mehr so nennen
dann hinterließ sein Eindruck Platte!
Ohne Seidenstrump und Goldpantoffeln
doch um eine Einsicht schlauer:
es erntet zu Recht die dicksten Kartoffeln
nur der allerdümmste Bauer!
Ja, ich weiß: Es gibt schon jenen Spruch, dass zahme Vögel von Freiheit singen und wilde fliegen, aber von "Zimmerpflanzen" gibt es noch nichts ...
Eines meiner "besonderen" Gedichte, in denen Vögel vorkommen, aber unsichtbare, ist "Daunenweich". Wir sollten bedenken, wie verletzlich unsere Nächsten doch auch sind ... so wie wir... manchmal:
Zu den altbekannten Gästen, die sich in letzter Zeit rar gemacht haben, gehört Roger Suffo, der diesmal ein gereimtes Gedicht anbietet: " Aus Schaden klug?"
Aus Schaden zumindest etwas klüger geworden, nenne ich "Nach der Drangzeit" nicht "Sonett" sondern einen Vierzehnzeiler, denn daran kann man nicht zweifeln. "Nach der Drangzeit" besitzt "Anteile" an der "Liebe m.b.H.":
Am Sonntag wäre zu berichten
von viel Verwandtschaft, Pilzgerichten,
ja, Onkels, Tanten, Neffen, Nichten,
von selbst gemachten Adventsgedichten,
von Weihnachtsmarktbesuchgeschichten,
vom Bratapfel-, Zuckerwatte- und Glühweinvernichten,
vom „Der-Peter-hat-mein-Kleid-bekleckert“-Schlichten,
vom Lichtchen am Adventsgesteck
und der Erlösung: Sie sind weg.
Immer wieder reimt sich Steuer
auf Worte nur wie etwa teuer,
meinetwegen Ungehuer
oder Formular ins Feuer
für den armen kleinen Mann,
der sie nur bezahlen kann.
Andre können sie umgehen,
haben wenig auszustehen,
wenn die Fahnderwinde wehen,
sieht man sie ins Ausland gehen.
Warum soll, was brav gestohlen,
sich am Schluss die Steuer holen?
Und so läuft er schon seit Stunden
immer neue Stadienrunden
hoffend auf den großen Preis
stur im Kreis.
Und so zieht er seine Bahn
immer in demselben Wahn,
er sieht aus, weil nicht so fern,
wie ein Stern.
Ach, wie man den Läufer lobt,
hat bis heut noch nicht gedopt.
Trost ists kaum in seinen Ohren,
ist die Meisterschaft verloren.
Du bist Mond nur, ``s ist dein Fluch.
Doch bist nah – willst du Besuch?
Die Rakete kommt, juchhei!
Nein, sie fliegt zum Mars vorbei.
.Als ein Zirkelleiter (wohl zu Recht) befürchtete, seine beabsichtigte vernichtende Kritik würde nicht verstanden werden, erzählte er die Geschichte, der große Walter Victor habe ihn einst als jugendlicher Schreibeleve zum Gespräch eingeladen. Den ihm zugeschickten Text habe er mit den Worten zurückgegeben, man müsse nicht zu allem etwas schreiben wollen.
Ich hoffe, sowohl das Testgedicht "Bedenkliches Fundament" verdient diese "Zusammenfassung" nicht ... und das fertige Buch mit Liebesgedichten erst recht nicht. Aber Selbstzufriedenheit ist trotzdem nicht angebracht - alles kann "man" besser ...
Manchmal ist ein Gedicht nur ein Gedankensplitter, ein Augenblicksgefühl auf wenige Worte verdichtet, und es kann doch gleichzeitig der "Beginn eines Romans" sein. Aus:
.
Tage wie diese zählen nücht,
wenn der eine Tag einschlief und der nächste sprücht,
ich bleib lügen -
mein Stück vom Glück ist nicht zu krügen.
Ich bin zu schwach, mich zu besügen.
Ich zähl nur Tage, die gelungen,
an denen ich ein Lied gesungen,
an denen ich mit Riesenkruft
ein Meisterwerk, gefühlt(!), geschufft,
und einschlief, nachher, abgeschlufft.
So bleib ich kindsnaiv und jung
ein grabesfernes Leben lung ...
Die stopfen doch, was wir auch taten,
in ihren Datenmonstrumaten.
Verfassungsschutz und NSA -
ach, Leute, wisst ihr, das tut weh.
und ich steh da:
Ein Text, der gut war zum Verlieben,
wurd ohne Absicht überschrieben.
Es war ein Reinfall, wie gedacht,
ein Backup hatt ich nicht gemacht
und jemand lacht hahaha.
Wenn ich mal sterb, ganz unbemerkt,
fühlt sich ein Sammelfreak bestärkt:
Mit einer Nummer, ellenlang,
hat er gespeichert, Geld sei Dank,
mein geniales Wort-AA.
Was nutzt es mir, ihr Heimlich-Leute?
Ich hätt´s gebraucht doch hier und heute!
Gebt mir mein Wortwerk gleich zurück …
Der Sprengstoff wartet noch ein Stück.
Ist wahr, na klar.
Nun ist es da: Das Gemeinschaftswerk von Gunda Jaron und Thomas Staufenbiel, das Gedichte und Geschichten der beiden Autoren enthält, u.a. auch Thomas Staufenbiels ""Legga":
Ob die beiden Autoren bereits eine zweite Auflage im Hinterkopf haben, in der dann alles superererer wird, wird nicht verraten. Begnügen wir uns mit dem Vorhandenen wie zum Beispiel "Im Schwarzen" von Slov ant Gali aus:
und da standen sie zusammen
jeder sagte
ICH
mach kunst
und sie haben sich beschrieben
jeder jedem seine welt
darin fehlte
ihnen fehlte
sprecht´s nicht aus das wörtchen
geld
und da standen sie beisammen
und ein jeder stand für sich
und wenn einmal sich ein blick traf
gab es lächeln
bitterlich
Und sie gingen auseinander
jeder seinen eignen weg
und sie glaubten sich verschworen
über alle ihre ohren
hoch verschuldet
kaum geduldet
auf dem schmalen
voller qualen
lebenslangen pilgerweg
also floh ich raus ins leben
man sagt
das soll es auch noch geben
wenn du schreist
dann schreie leise
leise schreien
das ist weise
wenn du rennst
dann langsam bitte
langsam möglichst
in der mitte
wenn du abhebst
nah am boden
dann verkneif dir
schrille moden
ecke niemals
böse an
sei nicht frau und
sei nicht mann
führe aus
was man dir sagt
sprich nicht wider
ungefragt
leb ein wenig
blässlich rot
dann merkts niemand
bist du tot
Manchmal passiert es mir: Ich habe kaum die Zeitung hochgeholt, blättere sie durch, bleibe an einem Artikel hängen und sage mir, darüber müsste ich schreiben. Ein seltener Fall, bei dem sich auch die Idee schnell einstellte, WIE ich den Stoff angehen könnte, war "Vom so netten König Abdutrullalah". Vorsorglicher Hinweis: An tri-tra-trallala habe ich dabei nicht gedacht ...
Und nun das zweite Beispiel für eine nachträgliche Änderung und Aufgabe für lyrische Wortdetektive, WAS denn verändert worden sein könnte bei "Auf-gelebt" im Vergleich zu
eingeholt
wird die piratenflagge
korsarenzeit im geiste störtebeckers scheinbar frei
aufgegeben den Kampf mit pfeffersäcken
hoffnung welt wird besser ist vorbei
eingeholt
von den moneten
die bestimmen was als möglich gilt
die sind schneller noch als alle schiffe
doch meine wut auf diese welt ist nicht gestillt
was mich zwingt
mich beugend einzuholen
bleibt in zukunft mir gestohlen
nein
wird nunmehr auch bestohlen
soll es doch
nicht mich
der teufel holen
Muss immer neu so deutsch Bilanz sein?
Kein Monat ohne Umsatzsteuervoranmeldungsformular?
Muss jeder Mensch so mathematisch ganz sein?
Nach siebzig Steuerjahren heißt er Jubilar?
An manchen Tagen möchte ich verschwinden,
mich jedem Zugriff einer Wertigkeit entwinden,
gesehen werden nur von Blinden
und hemmungslos mich kratzen an den Grinden.
Doch hat man meine Fehler längst gesichtet,
den Lebenstageszoll hab ich heut nicht entrichtet
und nicht vollbracht, wozu ich doch verpflichtet,
nicht gut malocht, ja nicht einmal gedichtet.
Wie gern ließ ich heut diese Erde Erde sein!
Ach könnt ich mich aus Raum und Zeit befrein!
Kann man die eigene Kreativität übertreiben? Ist es schlimm, wenn man, kaum dass die erste Auflage erschienen ist, schon die Kleinigkeiten zu sammeln beginnt, die in der erhofften nächsten Auflage verändert werden sollen - für Freaks ein Puzzle?
Slov ant Gali "Ehe" enthält solch eine solche Änderung zu
Thomas Staufenbiels "Eselsmilch" muss noch ein paar Stunden warten, bis das Buch, dem das Gedicht entnommen ist, erschienen ist ... aber Verbesserungen dürfen natürlich schon jetzt gesucht werden:
leben wir
unsere jahre so
als rechneten wir damit
dass irgendwann einmal jemand
die idee nicht abwegig finden muss
die jahreszahlen auf den Kalendern
neu zu zählen
beginnend mit dem jahr
in dem wir geboren
wichtig genug dafür
sollte jedes
ICH
sein
...
Fürs letzte Gefecht bekam Adam, der Affe,
zum Überleben von Natur aus seine eigene Waffe.
Es war vor dem Spiegel, als er voreilig fand,
das wäre für ihn die Masse Verstand.
Ich bin da wohl besser beschenkt mit erlesenen Gaben,
denn ich kann mich laut rühmen, geschrieben zu haben
und zwar schöne Gedichte in beachtlicher Zahl,
allein, sie zu lesen, wäre heute schon Qual.
Doch dann hat die mahnende Frage am Katheder gehangen,
was hast mit der Gabe du angefangen?
Du schriebst doch nur Lieder, die sie nicht einmal sangen
als das längst lecke Schiff letztlich untergegangen.
Manchmal reicht es nicht aus, andre Wege zu sehen,
da muss man mit den Händen das Ruder drehen.
Mit deinen Gedichten gewinnst du nur Lacher.
Was die Welt aber braucht, das sind handfeste Macher.
...
Nun bin ich etwas in Not: Wäre ich ein höflicher Mensch, stellte ich das Gastgedicht zuerst vor. Da ich es nicht bin, behaupte ich einfach, die heutigen Gedichte sind beide "tierisch". Slov ant Galis Testgedicht "Lieblingstier?!" und Thomas Staufenbiels geschmunzelter Beitrag aus "Querfeldein ist nicht immer geradeaus" "Rammlers große Not".
Ein jeder hat seine Waffe
Bananenschalen der Affe
Und sie sangen, das klang gar nicht so schlecht,
Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht.
Und der Himmel war grau, und es regnete weiter,
doch Chefgenossen beschlossen, ab heut nenn´n wir´s heiter.
Wer nach oben voll Vertrauen und Hoffnung schaute,
sah zwar Sonne nicht, sondern dass es noch graute,
doch obwohl er da stand, gar zitternd und nass,
sollt von Sonne er singen ohn´Unterlass.
Und so ist sie gekommen die traurige Strophe,
Hagel und Schneefall kamen als Katastrophe
Und weil sie so weiß und so hell leuchtend schienen,
dachten die unten, es sei wohl die Sonne, die sie sich verdienen.
Es ist wohl Verstand eine mächtige Waffe,
doch mit Bananen in der Hand bleibt der Affe ein Affe …