Betroffenheitsflut.
Menschlichkeit im Sabbermoor.
Menschen im Müllsack.
Betroffenheitsflut.
Menschlichkeit im Sabbermoor.
Menschen im Müllsack.
Hätte ich drei Klassen,
hätt´ ich einen Namen,
der in hundert Jahren
noch ein jeder kennt.
Doch ich bin nur illegal,
Passagiere vierter Wahl.
Vor der Hoffnungsinsel
in Europas Süden
gibt es sichre Mauern
schwimmt kein Berg aus Eis.
Und ich bin nur illegal,
Passagiere vierter Wahl.
Wie sie alle reden,
wie konnt das nur passieren,
schuldig ist da keiner -
vielleicht ich Schmuggelschiff.
Denn ich bin nur illegal,
Passagiere vierter Wahl.
Bald bin ich vergessen.
Mauern um Europa.
Solche wie die meinen
sterben still und stumm.
Denn sie sind nur illegal,
Passagiere vierter Wahl.
Heute jährt sich ein Ereignis, auf das die Weltgeschichte getrost hätte verzichten können:
Vor 40 Jahren putschten faschistoide Militärs die erste sozialistische Regierung weg, die vollständig ohne Gewalt an die Macht gekommen war, absolut bürgerlich-demokratisch. Gesteuert von der CIA und unterstützt von bis heute unbestraften Terroristen wurden Tausende Menschen umgebracht, deren einzige Schandtat darin bestand zu glauben, man könne sich einfach so für eine alternative, bessere Form des Zusammenlebens entscheiden. Die Hoffnungen der besonders friedliebenden Menschen dieser Erde landeten unter den Stiefeln der "Gewaltbereiten".
Nachfolgend mein Beitrag zu einer Gedenkveranstaltung in Köpenick:
.
das ziel
vor augen
zu grunde gegangen
sind
die flüchtigen
die flüchtlinge
die asyl suchenden
zum meeresgrund
hinunter
abgestempelt
Wer sagte,
Gott ist ein Mann?
Männerfantasie.
Zweifel erlaubt:
Schöpfung
ein Privileg des Weiblichen.
Was ist,
zu ändern
Männlichkeitskult.
Wenn es nun aber
noch ganz anders wäre,
und Gott ist,
wenn sich
Männliches und Weibliches
begegnen?
Zugegeben:
In deutscher Sprache
heißt es
DER
Urknall.
Der Finger am Drücker
Zocker in Las Vegas
der einarmige Bandit
Demokratie per Knopfdruck
Bombenkrater
blühen wie Blumensträuße.
Nationen entstehen
Nationen vergehen
Menschen schlagen sich die Köppe ein
bis kein Schädel
mehr zu spalten übrig bleibt
vorher
gibt es kein Ende des Blutvergießens.
Wie kann man sich nur
wegen Religion in Rage bringen?
Fragt der Westen
und hat wohl
Irland vergessen
wo Christen sich gegenseitig
in Stücke bombten
kaum anders
als heutzutage
Selbstmordattentäter
auf dem Marktplatz in Bagdad.
Unsere Arroganz
unsere Selbstgefälligkeit
ja
auch die Verdrängung
von Hexenverbrennungen
im Namen eines blinden Gottes.
Ich weiss nicht
wer da oben
auf uns alle hinunterschaut
aber ich weiss
dass er den Kopf schüttelt.
Und nunmehr der letzte der geplanten "Lyrikwüstentage":
"Funktionierender Mensch" und
Potentiell privat.
Gesundheit, Wasser, Alles.
Schon frisst Geld Gehirn.
An alle! An alle! An alle! An alle! An alle!
An alle! An alle! Seht her! Seht her! Ich falle! Ich falle!
An dich! An dich! Willst du denn? Und kannst du noch?
An dich! Sieh her! Willst du denn? So fang mich doch!
Bleib ich die Träne bloß, um die niemand je weint?
Bleib ich Wärme bloß? Für die selber nie die Sonne scheint?
Bleib ich der Weg bloß, an dessen Seite keiner gerne geht?
Bleib ich Felsen bloß? Vor dem nie einer? Niemals gerne steht?
Bleib ich die Flamme bloß, für die niemals Kerzen brennen?
Bleib ich Halt bloß? Ohne selber jemals Halt zu kennen?
Bleib ich der Schmuck bloß, dessen Seite keiner je gern geschmückt?
Bleib ich Krücke bloß? Für die sich niemand jemals gern gebückt?
Bleib ich der Traum bloß, der selber niemals träumt im Schlaf?
Bleib ich Freiheit bloß? Die selber niemals frei sein darf?
Bleib ich die Blume bloß, die niemand gerne gießen will?
Bleib ich Stimme bloß? In deren Ohren bleibt es ewig still?
Bleib ich der Genuss bloß, der selber nie genießen darf?
Bleib ich Licht bloß? Auf das man nichts als Schatten warf?
Bleibt der Gedanke bloß? Für den andere mir nie je danken?
Bleibt Legende bloß? Um die niemals jemand wird sich ranken?
Dann sage ich: Ich bleibe hier! Mit Hoffnung, die mich geißelt
Dann sage ich: Ich bleibe dir! Du und ich! In Stein gemeißelt
Ich sage: Wir werden hier und heut Geschichte schreiben!
Ich sage: Dir und mir! Uns wird gemeinsame Geschichte bleiben!
Siehst du mich? Wie ich mein letztes Herzblut schwitze?
Siehst du mich? Wie ich in Gedanken deinen Namen ritze?
So lange bis die Welt sich weiterdreht. Mich übersah
So lange bleib ich hier! Und schreibe ihr: Ich bin da!
Und ritz es ein: Wir waren hier!
Und ritz es ein: Ich bleibe dir!
In diesen eigenen Worten. Gebe ich dir dies Versprechen hier!
Und, wenn ich es denn halten kann. Wird etwas bleiben. Auch von mir.
Weiter geht der Marsch durch die lyrische Mondlandschaft ... oder ist es eine Wüste?
"Ich mag nicht" und
.
Ich stehe auf dem Balkone,
ich fühle mich so frei.
Da unten ziehn Demonstranten
in langem Zuge vorbei.
Wofür die demonstrieren,
ist mir ganz einerlei.
Die lieben wohl Asylanten,
ich mag doch die Ausländer auch.
Natürlich nur weit in der Ferne,
nicht nah mit nem hungrigen Bauch.
Und morgen ess ich chinesisch.
Geh, Mutter, und schneid schon das Lauch!
Was gaffen die dreckig nach oben.
Mir quillt aus dem Hemdchen der Speck.
Was gibt es nur heut für ne Jugend.
Bei uns gab´s das nicht, das Gezeck.
Und irgendwie ist es wohl besser,
die da unten ziehn weiter und weg.
Haus im Sonnenschein.
Im Vorgarten Vogelsang.
Hauptsache nur meins ...
Es folgen ein paar lyrisch schwach hechelnde Gedichttage. Dies sind die ersten Gebote:
" Im Fallen" und
.
Es ist wohl nicht abwegig, die folgenden Gedichte vereinfachend Haiku zu nennen:
...
Eine Welt mit tausend Freunden
für einen,
der so sehr eines Freundes bedarf,
schickt ihm ein Puzzle
mit tausend Tausendstel
Freundschaft,
die er tausend Tage lang
zusammenzusetzen versucht.
Am 1001.
ist das Märchen zu Ende
und dieser eine
hat begriffen,
er ist allein.
Es werden heut die Mauern
in Meere eingepflanzt.
Und Stacheldrahtgeflechte
vom Himmel abgedrohnt.
Du Schwarzer ohne Namen
behalte deinen Krieg.
Wir brauchen unsren Reichtum
und dass du stille stirbst.
Wir haben unsern Kaiser,
der weiß, was Inseln sind.
Großdeutschland, das ist keine,
drum bleibe, wo du bist.
Und legst du Rettungsfeuer
dann brat auch selber drin.
So wirst du Asylant nicht.
Und das ist gut für dich.
Wenn welche protestieren,
gibt’s Knüppel feste drauf.
Wir leben parasitisch.
Du endest in nem Sack.
Es ist doch keine Schande,
dass wir die Größten sind.
Und heute gehört uns Deutschland
und morgen die ganze Welt.
Ach könnt sich das nicht reimen,
dann wär es ein Gedicht.
Doch sieh auf Lambedusa.
Gereimt fehlt ihm Gewicht.
Ein paar Kurzgedichtversuche schmorten bisher noch in der Vorratskammer. Einen davon habe ich sogar schon beim Friedrichshainer Autorenkreis erfolglos zur Diskussion gestellt:
.
In meinem staubigen Regal
'ne Handvoll alter Bücher liegen.
Aus einem bist Du wohl
heut Nacht als
Märchenfee gestiegen.
Hast mich in Deine
Welt entführt,
zurück find' nimmer ich allein.
Kann es süß'ren
Zauber geben,
als von Dir gefangen sein ?
Nur sich regen
bringt Segen,
sagt der Bauer verwegen.
streckt der Magd sich entgegen.
Doch wie wird er verlegen:
Der einst kraftvolle Degen
ist den Jahren erlegen.
Die Magd höhnt: Ach Bauer,
wird’s Haar langsam grauer,
dann schwindet die Power ...
Voll heimlicher Trauer
schleicht heim sich zur Frau er,
dass die ihn bedauer'.
Doch jene ist sauer.
Sie weiß ganz genau, er
kommt heim, weil die Power
geschwächt.
Da kommt ihr der Knecht
grade recht ...
Es ist ein eigentümlicher Schweiß, der fließt, wenn man Silben in eine Gedichtordnung zu bringen versucht. Manche meinen, es müsse immer umgekehrt sein, also, dass die Form aus dem Inhalt erwachsen müsse, aber ... Genau! Aber war mein letztes Wort ...
.
Welch wunderbares Symbol
ist eine Bücherwand.
Tausende geronnene Geister
wenden dir ihre Rücken zu.
Da stehst du nun
und freust dich.
Mauern und Wände
wurden hochgezogen
von Händen der Tat,
damit sich die eine
Geisterwand
an ihnen aufrichten kann
bis unter die Decke.
Und irgendwo
wachsend dazwischen
möge ein Geist sein,
der da meint,
schaut nich herab
auf den Teil
der anderen -
ohne ihn
wäre der eure ein Nichts.
wohin sind all die dinge verschwunden
die verloren gingen es gab türen
die sich schlossen verschlossen wurden
vor mir von mir wege aus licht gab es
die sich verdunkelten graue staubvögel nächtliche eulen
schläfriges vogelgezwitscher statt hellem gesang
ohne unterlass streicht der wind darüber hin
im wechsel der jahreszeiten
Ist nun der Versuch Bayerische "Weisheit" mit japanischer Kurzgedichtform zu verbinden gelungen oder nicht?
.
Trauer legt sich um die Brust
Schmerz der deutschen Einheit.
Habt ihr damals denn gewusst
um den Preis Gemeinheit?
Langsam wuchs in Mauerschatten
zarter Trieb Gemeinschaft.
Wäre, was wir damit hatten,
nicht der Schluss von Feindschaft?
Egoismus hat gesiegt -
war ja nicht geschwunden.
Haben unser Fett gekriegt,
sind nun eingebunden.
Sind nun Kern der Europäer,
haben Neid erobert.
Überhören alle Seher:
Unsre Fackel lodert.
Zweimal brachts der Untergang,
Bumerangs, die trafen.
Fahrt nur fort im Machtgesang -
seht den Michel schlafen.
Kennt man heute noch den Ausdruck "Saure-Gurken-Zeit" für eine Zeit, in der nicht viel los ist - hergeleitet aus jener Vergangenheit, in der es vorübergehend nichts Frisches zu ernten gab? Im Zusammenhang mit dem Syrien- und allen anderen Kriegen wünsche ich mir natürlich nur saure Gurken ...
.