Wirkt es zu einseitig, wenn zur Zeit die japanische Kurzform dieses Blog beherrscht? Als Ausgleich kann man sich dann eben an drei Senryus erfreuen:
Slov ant Gali: Senryū Nr. 65
Slov ant Gali: Senryū Nr. 67
Wirkt es zu einseitig, wenn zur Zeit die japanische Kurzform dieses Blog beherrscht? Als Ausgleich kann man sich dann eben an drei Senryus erfreuen:
Deutscheichenträume.
Weltgenesungsonanie.
Unfruchtbarkeitskult.
Wie liebten
meine Finger
deine Rinde.
Wie breitete ich
meine Arme aus
und konnte dich doch nicht
umarmen.
Wie weinte ich,
weil die Mama schimpfte:
Was hast du dich wieder eingesaut;
das geht überhaupt nicht mehr ab.
Dann lernte ich,
du bist eine Kastanie.
Dann lernte ich,
du bist ein Baum.
Dann konnte ich dich
umarmen.
Aber ich hätte es nie getan.
Wer weiß,
wer mich dabei beobachtete.
Heute weiß ich,
du bist eine Kastanie.
Heute weiß ich,
du bist ein Baum.
Heute lieben
meine Finger
deine Rinde.
Heute umarme ich dich.
Heute wünsche ich mir
Ruhe an deinen Wurzeln.
Immer wieder gegen Mauern rennen,
Stirnhaut hat die Beulenpest.
Immer stark sein, niemals flennen,
wann gibt es mein Freiheitsfest.
Ringsherum da wird es kälter,
dumm, wenn man dann eingesperrt.
Nebenbei wird man ja älter,
egal, ob man an Fesseln zerrt.
Ach, was ich mit MAN benenne,
bin in Wirklichkeit nur ich.
Jenes Wesen, das ich kenne,
und vergleich, gelegentlich,
mit den Andren, die mir fremd sind,
denen auch ihr Ich gehört,
ob in ihnen ich ein Kind find,
das sich meinem gleich empört?
Jeder Mensch hat seine Macken,
meine kenn ich extra gut.
Vor dem Pflanzen heißt es hacken.
So nur wird die Ernte gut ...
Bald ist die Stimme abgegeben,
bald hab ich keine mehr,
Vielleicht kann ich dann leichter leben,
mach ich mirs nicht so schwer.
Sie wird erdrückt im Urnenkasten
von noch viel dümmeren als ihr.
Wann säumte ich es auszurasten,
mich zu wehren, sagt es mir.
Ich hol mir meine Stimme wieder.
Denn ohne Zweifel: Ich bin ich.
Ich kotze weiter Lebenslieder,
und warne jeden ewiglich.
Man kann auch Hundeschnauzen packen
in jenen schmalen Urnenschlitz
Doch reichts noch nicht, die Welt zu knacken,
doch wahr ich mir den Mutterwitz.
es war nicht so beabsichtigt, aber nun habe ich dn Beweis angetreten, dass das wagnis, aus einer kleinen gedichtfort eine wie heimisch wirkende drei-Strophen-Version zu formen, nicht unbedingt funktionieren muss ...
Es ist das ewige Leben
eine Strafe
viel härter als der einmalige Tod.
Du musst immer neu lernen
und bleibst doch
von gestern.
Du knüpfst ständig Freundschaften
und behältst nur
Freundin Einsamkeit.
Niemals wird,
wer nach dir kommt,
um dich weinen.
Niemals bist du Gleicher
unter Gleichen.
Selbst der Neid auf dich
macht dich bemitleidenswert.
Es ist das ewige Leben
eine Chance.
Doch so schwer ist es,
sie zu nutzen.
Mein Engel – unsichtbar, doch nah.
Mit diesem Wissen leb' ich,
denn brauch' ich Schutz, dann ist er da.
Auf seinen Flügeln schweb' ich,
wenn ich es nicht alleine schaff',
die Berge zu bezwingen.
Und such' ich Wärme, Trost und Kraft,
dann unter seinen Schwingen.
Nicht sichtbar, körperlos, doch da ...
Auf ganz besondre Weise,
so bist auch du mir täglich nah,
seit unsre Lebenskreise
sich einst berührten, teilst mit mir
die Trauer wie die Freude.
Was du mir bist, bin auch auch dir,
wir sind uns Engel – beide.
Bei Jürgen Polinskes Gedicht ohne Titel ist die toternste Frage: Ist es nun ein Sonett oder nicht. Tierisch ist es bestimmt ... und blutrünstig ... oder wie das heißt. Da kommte ich nur etwas besonders Trockenes dagegen halten:
Goethes Eckermann.
Verachten Vögel Flügel?
Ohne kröchen sie.
Hätte ich Geld
müsste ich kaufen
ein paar Schuhe
um loszulaufen
Hätte ich Zeit
um sie zu nehmen
wartete ich
wohin wir kämen
Doch habe ich
weder Zeit noch Geld?
Auf geht’s! Ohne
etwas das mich hält!
Der Forderung, jeweils eine echte Sinneinheit zu tragen, entspricht zumindest das erste Gedicht nur seeeeehr bedingt:
(Man darf sich auch einmal "auf die Schippe nehmen" ...)
Regentropfenflut.
Herbst rinnt jämmerlich scheibab.
Sonne komm wieder!
Sitze ich am Fenster
traurig streicht der Herbstregen
über die Scheiben
oder verhöhnt er mich,
weil ich eingesperrt
auf die übernächste Jahreszeit warte,
dann stelle ich mir vor,
ich säße auf einem Kamel,
ritte durch die Wüste,
dort, wo so unbegreiflich lange
kein Regen am Boden ankam
und die Sonne nach dörrender Haut
lechzt,
dann wird mir langsam warm
und schmunzelnd verfolge ich den Weg
einzelner Tropfen über die
glatte Scheibenfläche.
Die Bundestagswahlen rücken näher. Da liegt es in der Luft, dass auch ein kurzes Statement sich damit befasst:
.Dagegen halte ich ... ein Liebesgedicht der besonderen Art ...
.
“Ich liebe dich! Ich liebe dich!”
Drei Worte, denen die Liebe wich
seit die Zweifel an ihr nagen
bleibt nur: “Ich liebe dich” zu sagen.
Sie sagt zu ihm: “Ich liebe dich!”
er denkt für sich nur: “Wow!
Gott wie sehr doch lieb’ ich mich
bei Seite einer Hammerfrau!”
Sagt er zu ihr: “Ich liebe dich!”
denkt sie für sich: “Genau!
Gott wie sehr doch liebt’ ich mich
wüsst’ ich nur, ob ich ihm trau!”
Sie sagen sich: “Ich liebe dich!”
toll vom Liebestreiben
nur die Liebe, sie verlässt sich:
“Dem Kind sei Dank könnt’s bleiben!”
Das freut den Wähler: Jetzt hat er mal Stimme.
Er ist das Volk! Er darf nun mitregieren!
Die oben zittern leicht vor seinem Grimme:
„Dass der sich mal verwählt, darf nie passieren!“
Der kleine Mann, genannt der Wähler, strahlt:
Jetzt kann er’s denen endlich auch mal geben!
Er ist das Volk! Jetzt wird bloß heimgezahlt!
Ihr blaues Wunder werden die erleben!
Die Wählerstimme hat Naturgewalt!
Die Chance kriegt er nicht allzu oft im Leben!
Noch nachts im Bett trägt er die Faust geballt.
Und wählt am Ende schließlich - doch daneben.
Wildkaninchenwahl:
Haken schlagen, kommt der Fuchs.
Nicht Abendbrot sein.
Mit einem Schmunzelfältchen geschmückt schließt sich Jürgen Polinskedem Lyriktrend gen Osten an. Ihn brachte er zum Ausruf "Ach Buddha..."
Da kommt meine Trauer wohl auch nicht ganz trocken rüber:
Sie geben sich oppositorisch
sie keschern nach Stimmen per Netz.
Doch sind sie nicht alternatorisch
und seibern nur leeres Geschwätz.
Sie nennen sich Demokraten
und wissen nicht, was das ist.
Sind grünliche Wassertomaten,
die niemand, wärn sie weg, wohl vermisst.
Sie haben die Straßenrandlampen
mit farbigen Bildchen behängt,
damit sie von Dummen und Schlampen
mit Diätenkreuzen beschenkt.
In einer Woche indessen
ist, was jemals versprochen, vergessen.
Stimme abgeben.
Vier Jahre Urnenruhe.
Glauben und Schweigen.
Man kann sagen "Jeder Mensch ist wertvoll" - man kann das aber auch "japanisch" sagen:
Und als zweites Angebot:
Mitgefühl zeigen?
Mitleid mit Geschundenen?
Ändere die Welt!