Richt´ euch!
Präsentiert das
Gewehr!
wie wegsehnenswert
die zeit
solcher MÄNNERmachenden sprüche
welch
dinokreidevorzeitlicher unkrautstolz
gedient zu haben
ein gewehr
präsentiere ich
nicht
Richt´ euch!
Präsentiert das
Gewehr!
wie wegsehnenswert
die zeit
solcher MÄNNERmachenden sprüche
welch
dinokreidevorzeitlicher unkrautstolz
gedient zu haben
ein gewehr
präsentiere ich
nicht
als erste
zivilisierte männer
die sprache der eskimos
untersuchten
vermissten sie
das wort frieden
es gab keines
denn
es gab nichts
anderes
die eskimos
sind heute
zivilisiert
fallschirme
fliegen
sturm
geblasen
deine freude
bringt
samen auf
neuen boden
fallschirmjäger
willst du werden
wenn du
groß bist
wer
zieht dir
diesen
löwenzahn
soldatin werden
als meine tochter
ihren wunsch
ausgesprochen
schwieg ich
über zuvor
gemachte fehler
zum geburtstag
schenkte ich
eine treudoofe
hündin
mit einer
ledernen leine
sie hieße
lynndie
das erleichtere ihr
sich an menschliche
gemeinschaft
zu gewöhnen
(Slov ant Gali)
Sollte die Zeit schon so weit vorangeschritten sein, dass jemand das Gedicht nicht versteht, so hilft ihm jener Link:
Feindler, Michael, Wuppertal, 18 Jahre, Schüler und Hobbykabarettist
Herr Müller, der gebildet war,
fand, ganz auf sich allein gestellt,
die Lösung in nur einem Jahr,
für ew'gen Frieden auf der Welt.
Er zeigte Leuten stolz die Seiten,
auf denen handgeschrieben stand,
wie man den Frieden konnt' verbreiten,
in aller Welt und jedem Land.
Man fragte ihn: „Was hast du denn
mit deinen Friedensplänen vor?“
Er sprach: „Ich bring' sie zur UN.
Dort hat man stets ein off'nes Ohr.“
Es stoppte ihn ein Offizier:
„Die Staats-Armee ist ziemlich groß.
Und herrscht der Frieden ewig hier,
wird's Militär gleich arbeitslos.“
Ein Waffenfabrikant warf ein:
„Auf Frieden kann ich gern verzichten.
Denn Bomben werden nutzlos sein,
will niemand mehr ein Land vernichten.“
Ein anderer ergänzte diesen:
„Wir sollten alle mal bedenken:
der Frieden bringt nur Wirtschaftskrisen.
Wir können ihn uns also schenken.“
Herr Müller sagte daraufhin:
„Ihr denkt, der Frieden sei verkehrt.
Er macht jedoch auf Dauer Sinn.
Das Wirtschaftsopfer ist der wert.“
Man rief: „Du Pazifistenschuft!“
und sprengte im Zerstörungswahn
den armen Müller in die Luft
und mit ihm seinen Friedensplan.
(Der erste der zehn Preisträgertexte)
Matthias Kneip, Regensburg, 37 Jahre,
Kriegs Gesicht
Nach dem Sieg
schruppt sich der Krieg
sein Gewissen rein
mit Stacheldraht
wäscht sich die Leichen-
teile aus dem Gesicht
und verbindet
gebrochene Versprechen
Er beerdigt das Echo
der Bomben in den Ohren
der Toten. Nur dort
gibt es Ruhe
Nach dem Sieg
verwandelt sich der Krieg
ganz friedlich
in eine Jahreszahl
Siehst du nun,
sprach er mit einer seine Welt umkreisenden Geste,
dass meine Größe
über alle Zeiten hinweg
die Winzigkeit normaler Sterblicher
überstrahlen wird?
Eher, so sprach der Weise,
dreht sich die Erde
um die Sonne,
als dass in Tausend Jahren
ein vernünftiges Wesen
sich Deiner in Ehrfurcht, nein überhaupt, erinnert.
Der Sieger des Tages
lachte schallend.
Wenn sich die Erde bis zum nächsten Sonnenaufgang
gedreht hat, haha,
wird der Kopf, aus dem solch Unsinn kam,
von seinem Unterleib getrennt.
Ich
dulde nur
vernünftige
Menschen.
Slov ant Gali
sie steht
als wäre es
völlig normal
vor mir
diese uniform
diese
kampfuniform
tarnfarben
mit deutschen ärmeln
sie küsst
ein mädchen
und bleibt mir
feind
im besetzten land
wen der bumerang trifft
als friedenskind
fürchtete ich
den weg
zwischen bahndamm
und seeufer
letzte dampfloks
spuckten funken
in den frühling
trockenes stroh
brannte den geruch
von zu hause sein
ein
über den see waren
das ufer ansteuernde
flugzeuge
von weitem
zu sehen
Unschuldsblick
Ich
habe noch nie
einen Menschen getötet,
versichert das Auge,
das gut geübt
den Feind
anvisiert,
dem Finger.
Immer
bist du es,
der abdrückt.
Cord Buch
Roter Wüstensand
Im Glanz roten Wüstensandes
lebt er
seit Jahrmillionen
der Stein, dieser Stein
Sengender Sonne
frostigen Nächten
fräsendem Sandsturm
hat er getrotzt
Nun wird er zerfetzt
im Bombenhagel
der Explosionen
der Geschosse
Im Schatten des Steins
der kauernde Mensch
er sähe den Stein zu Sand werden
wäre er nicht lang schon tot
In hitzigen Sommertagen
trägt der Wüstenwind
roten Wüstensand bis ans Meer
ferner Kontinente
Wüstensand
geboren aus
zerfallenen Steinen
zerfallenen Knochen
(veröffentlicht in „Gedichte: best german underground lyriks 2005“, Acheron- Verlag; Cord Buch war Teinehmer des Friedenslesungswettbewerbs.)
das gewehr
ist nicht schuldig
geschäftsführer
reiben sich
die hände
kugeln
lassen
kassen
klingeln
das gewehr träumt
gut geölt
von staunenden
museumskindern
Dieter Büker
Die Taufe
Einen Sohn hatte
sie geboren oder
auch zwei,
sie groß gezogen
in Liebe und Ehrfurcht
vor Menschen und Gott –
vielleicht war sie
eine gute Mutter,
still pflegend und liebend,
anonym, einer der vielen
Helfer der Menschheit
und Tröster der Welt –
so aber wurde der
Name verrucht
für ewige Zeit
durch ihres Sohnes
verblendete Taufe
am 5. August. –
Enola Gay.
Am 5. August 1945, am Tage , als die erste Atombombe in den Bombenschacht der Flying Fortress B-29 gehängt wurde, die am nächsten Tag um 8:16 Uhr früh Hiroshima zerstörte, ließ deren Kommendant, Colonel Paul W. Tibbets, den Namen seiner Mutter auf den Bug seines Flugzeuges malen.
Dieter Büker, 68 Jahre, Dortmund, Rentner, erfolgreicher Teilnehmer des Friedenslesungswettbewerbs 2007.
Rombach, Gerhard, Sollentuna, Schweden, 76 Jahre, Architekt
Wo Granaten
Friedensgespräche ersetzen
und die ausgestreckte Hand
nicht Freundschaft sucht
sondern Bomben zündet
Wo Angst und
Feindschaft herrschen
und wo Hass gedeiht
ist weder Gott
noch sein Prophet
zu Hause
Gerhard Rombach war erfolgreicher Teilnehmer der Friedenslesung 2007
Slov ant Gali
Urgroßvaters Alben (zur Diskussion im FAK)
vor seinen sehschwachen augen
stapfen
stalingrader stiefel
über leichenstarres
kunduz
auf weißem laken
verschläft
sein übernächtigter urenkel
dämmernde gedanken
in ein paar tagen
geht es zurück
deutschland verteidigen
urgroßvater sieht
früh verlorene freunde
empfangsbereit
am 22.12.07 postete ich den „Umweltmoritz“. Als Kommentar der http://klar-text.over-blog.com betreibenden Bloggerin „Madame Federkiel“ erhielt ich die folgende (spontan verfasste!!!) Reaktion:
Wenn ein jeder nur das tut,
was für ihn auch wirklich gut
würd' nur GUTE Sachen essen
statt täglich zuviel Scheisse fressen
aus Chile Erdbeeren im Winter
mal unsere Äpfel für die Kinder
statt fahr'n zum Zigaretten kaufen
dran denken, Beine sind zum Laufen
und statt zu kaufen jeden Mist
mal fühl'n, was wirklich WICHTIG ist!
Solange wir nicht registrieren
wer viel verbraucht, muss produzieren.
statt dass wir die Ressourcen schonen
nur denken, Verkauf muss sich lohnen
man kann, statt zu den Balearen
auch radelnd durch die Heimat fahren
kurz;
wenn wir nur das, was WICHTIG, machen,
könnten wir alle RICHTIG lachen
DIE UMWELT ist doch nicht abstrakt!
Das sind doch WIR - und das ist FAKT!
(Für "Gastleser": Mitmachen ist gefragt…)
Weihnacht
die botschaft
vernahm ich wohl
allein
der glaube
fehlt
ich hoffe
das kind wird
noch geboren
in dessen namen
kein gewehr geweih-
nachtet wird
bis dahin
meine hand
denen die sagen
du sollst nicht töten
es nicht tun
und andere
nicht tun lassen
meinen sack
fülle ich
mit kalaschnikows
geladen mit
frieden
(In Auswertung Dr. Seltsams sonntäglicher Wochenschau, diesmal mit mit Prof. Fink)