15. Januar 2010
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14:15
entbunden
mit meiner geburt
entschied man
mein menschsein
was half es
dass ich schrie
ich will aber nicht
man verstand mich nicht
meinte im gegenteil
der klaps
auf meinen
hochgereckten
habe meine lebensgeister
geweckt
mit worten
ersehne ich
ein anderer geburtshelfer
zu werden
14. Januar 2010
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08:43
deutscher haufen-reim
ruhig bleibts in unsrer nacht
über uns wird gut gewacht
uns ist freiheit cash gebracht
dass es einzig auswärts kracht
unsichtbar bleibt solche macht
die im hinterhalt still lacht
wie naiv ist es gedacht
nur bei frühren wurds gemacht
hilflos sind wir, wenn wir drängen
um mit opferkultgesängen
in den zahlen-reichen gängen
unsrer ämter diesen engen
in des deutschen adlers fängen
fremde würde auch zu sengen
kein grund gibt´s zur feier
adler ist geier...
12. Januar 2010
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Absage
Bleib allein
in deinem
Dax-Bau!
Ich finde mein Zuhause
unter stinkenden Dachsen,
höre auf
den faltigen Mann
in mir,
bin dir
nicht verpflichtet,
nicht Trophäe,
die deine Freunde bestaunen
und der singt sogar Blues?
Also lass
andre Hunde jaulen!
Du wirst mich nicht verzwingern
Ich gehe
an meinen Pflug
zurück zu
alten Eulen und
verjage deine
hornigen Kröten.
12. Januar 2010
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12:03
Komm doch
Der Tür
zu meinem Ich
fehlen die Klinken.
Kein Punkt
für einen Chip
Allen Schall
schlucken Wände.
Hast du etwa
das Geschenk
Vergessen
angenommen?
12. Januar 2010
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11:59
nachnächtig
Es war nur
der sechste Liter
Bier in mir,
der die Steckdose
der Ruhe
angestrahlt
und nicht
getroffen hat.
Nachher
tausche ich immer
die Sicherung
im Kasten.
9. Januar 2010
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10:39
verpatzte revolutionen
Für Augenblicke
öffneten wir
einen Spalt
in eine bessere Zeit.
Ungläubig stehen wir nun
vor gestrigen
wänden und
besprühen sie
hilflos
mit graffitti.
Unerbittlich
tickt
die Uhr.
9. Januar 2010
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10:37
Hundeleben
minenhunde
auf banksterfeldern
gehen so lange
abgerichtet
auf minen
bis sie
explodieren
8. Januar 2010
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10:29
Sternzeit
Sternbild
Morgenstern
Abendstern
Stern der Völkerfreundschaft
Sternenklare Nacht
Davidstern
Sterntaler
Viersternegeneral
Sternenbanner
Schwarzes Loch
6. Januar 2010
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08:45
erfasst
Rauchend
als Nichtraucher
auf Schwarzpulver
zu sitzen
ist Spaß.
In die Wüste
ein Fass
Sand oder
Wasser
zu schütten,
kitzelt keinen
Wind.
Aber
Kakteensamen
wäre ein Anfang
vom Ende
des Endes
5. Januar 2010
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15:38
Pechzeit
Als sich erste
Flocken der Phantasie
in Wortkeschern verfingen,
war Frau Holles Bett
daunig dick.
Heute
ist es filzig dünn
und Rheuma
treibt Oma Holle
auf Kaffeefahrten unter Lamadecken
Zittrig und blind
fragt sie,
Gold-Marie,
bist du zurück?
Ich
schweige.
1. Januar 2010
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19:49
mitte
im gehirn krümel vom
magneteisenstein der macht
einst im besitz
Marx wie Lenin
vorzuweisende werke
Also Sprach Zarathustra
im willen zur macht
gewendet
wer wohl wird siegen
verloren charakter
verloren die tat
1. Januar 2010
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19:47
am amazonas
im mangrovendschungel
umfängt mich
feuchtheiße grünzeit
schweißstirnig
fürchte ich
abenteuerhungrig
vergehen
mein chef kommt
meine machetenfinger
an der
funkmaus
wandeln pausenbildschirm zur
produktpräsentation p
1. Januar 2010
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19:46
bitte
in meiner bücherwand
ist platz für
eine tür nach draußen
und drinnen
und artefakte von
Ichs
vorsichtig
entstaube ich
ihre köpfe
dir
strecke ich
mein cover
entgegen
schlage mich
auf
1. Januar 2010
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13:01
engelscomeback
mit engelsgeduld
erwartet ihr
meine metamorphose
wurde als
lucifer
in unschuld
gewindelt
mein geist
mein körper
entflügelte
menschlichenzugs
verstieß ER mich
zum schutzengelsein
bastle ich mir
neue flügel
fliegt schonmal
vor
1. Januar 2010
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12:54
Siggi sentimental
Wenn der Käfer auf dem Finger
seine Flügel ruhen lässt,
Wenn der Kuss vor zwanzig Jahren
auf der Haut brennt, ist `s sein Fest.
Wenn schon angemoste Liebe
lügt ihm frech die Taschen voll,
hält er diese gierig auf,
findet Illusionen toll.
Wenn der Menschen helle Zukunft
Traum bleibt, der im Licht zerbricht,
singt er uns ein warmes Lied,
reimt er schmachtend sein Gedicht.
Und ich steh in seinem Garten,
sehe seine Blüten blühn,
und für kurze Augenblicke
wird, was mir sonst schwarz ist, grün.
1. Januar 2010
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11:22
Komm doch
Der Tür
zu meinem Ich
fehlen die Klinken.
Den Schlitz
für den Chip
haben Maler
überstrichen.
Allen Schall
schlucken Wände.
Eine einsame Kartentasche
schweigt im
chaotisch verlassenen
Draußen.
Wo ist
mein Wille?
1. Januar 2010
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11:20
Sogenannte Dissidenten
Wir waren immer schon dagegen
wir gingen immer schon auf andren wegen
wir waren ddr-zeits dissidenten
und sind heute coole opponenten
man weiß ja nie was einmal kommt
wir sind dagegen nachher promt
wir haben keinen guten grund zu wissen
ein freies land muss seine oppis küssen
wir sind bereit für jede schweinerei
für welche ist doch einerlei
wenn nur das klingeln in der kasse stimmt
bei uns ist der der jede knete nimmt
wir sind zu allem zu gebrauchen
wir geben feuer und sind gegen rauchen
und sind wir atlantisgleich erst am ertrinken
zähln wir die scheine die uns dafür winken
1. Januar 2010
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11:15
Danke sagen
In manchen Momenten
braucht selbst ein so seltsames Gefährt
wie ich
die Zapfsäule
einer Tankstelle
um Kraftstoff nachzufüllen
für die verrückte Rallye
namens Leben
Dann steuere ich
dich an und
wenn der Motor aufheult
vor Vergnügen
weiß er
nach vielen Runden
bist du noch immer
da für mich.
1. Januar 2010
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11:06
lebenssaldo
als sprotte
gefangen
kein eis wert
in öl ertränkt
in dose verpackt
auf toast serviert
humpen nachgespült
keine gräten
bleiben zurück
oder
mit dem schwarm
allen netzen
entgangen?
1. Januar 2010
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11:04
menschwerdung
einmal
werden alle menschen
kühn und künstler
sein
einmal
werden alle menschen
roboter
nutzen
einmal
werden alle menschen
vernünftig
also als menschen
leben
schreibt
ihr arbeitsroboter
euch das
in euer
programm
1. Januar 2010
5
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/2010
10:45
Lebenslust
Stets nah am Grat es aufzugeben
bin ich gerast durch all mein Leben.
Ach, längst wär ich davongegangen,
gäbs einen Weg, neu anzufangen.
Doch jene Hoffnung ist geblieben,
sie harrten meiner noch, die Lieben.
Und wärn sie nur paar Tage lang,
nähm ich sie als Geschenk mit Dank.
Kann heut nicht sagen, ob ich´s will,
den Rest an Zeit für mich zu kennen,
und bremse mal nach Laune still,
um weiter schwärmerisch zu brennen.
1. Januar 2010
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10:43
ungeduld
auf dem tisch
fertige briefe
ich zürne
ihren empfängern
sie haben
noch nicht
geantwortet
16. Dezember 2009
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/Dezember
/2009
14:31
sonntags
Der ersten
großen Liebe
begegnet man
nur einmal
Der Rest
sind
Montage.
16. Dezember 2009
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/2009
12:07
verträumt
meinem mädchen
brennen die haare
es kann fliegen
wie ich
niemand wird weiter
über meine grüne haut lachen
der schwarze ritter
schwenkt
das weiße tuch
im violetten regen
auf der seerosenblüte
beleuchten
meines mädchens haare
die wolken mahagoni
ich reite
auf der kuppe
einer fontäne
zwischen bunten blütenblättern
der flammenkopf
meiner elfe
verbrennt endlich
mein gestern
16. Dezember 2009
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/2009
11:46
zufrieden
und das wird ein wetter sein
nach plan
und die nachrichten werden melden
man möge abends
ausnahmsweise
die türen und fenster schließen
weil zwischen
dreiundzwanzig und ein uhr
die sommerregenwolken
abgeregnet werden
und ein junges liebespaar
wird sich ärgern
weil liebesnächte
sommers
draußen
zur geisterstunde
besonders kribbeln
und es wird sich
in den zentralen wetterserver
einloggen damit es
außerplanmäßig
und entgegen den amtlichen nachrichten
erst von zwei uhr dreißig
bis drei uhr regnet
aber kein Plan ist
GOTT