Er sprach von ewig
ließ sie geschwängert zurück
Kind blieb zeitlebens
Er sprach von ewig
ließ sie geschwängert zurück
Kind blieb zeitlebens
Lerne vom Leben.
Jeder ist sich selbst Nächster
Bin ich dir jeder?
ein anderer Mensch
vielleicht gar ein besserer
bist du im Bleiben
Grins: Während "Senryū Nr. 17" ein ganz zweifelsfreier ist, lässt sich das bei "Senryū Nr. 14-16" nicht ganz so sicher sagen ... Das könnten auch Haikus sein ...
Vollmondnacht so klar.
Ich bin dein heulender Wolf.
Leuchte mir heimwärts.
Ich bin, denke ich,
längst auf dem richtigen Weg
zum falschen Ziel: dir.
Wer sich niemals irrt,
verwirkt das Korrigieren.
Traurig solch ein Mensch.
Senryū und Haiku sind Gedichtformen, die einer spezifischen Tradition entspringen und den Besonderheiten einer konkreten japanischen Lautsprache und Bildlichkeit. Sobald man die Form in eine andere Sprachtradition zu übertragen versucht, muss man Anfechtbares tun. Drei miteinander verbundene Senryūs versuchen eine poesietheoretische Aussage und ein einzelnes Senryū versucht, die traditionellen Trennlinien ad absurdum zu führen: Im Deutschen gibt es natürlich den "naturbildhaften" Ausdruck, etwas stiefmütterlich zu behandeln. ... Ach? Das hat etwas mit der familiären Beziehung zu tun? Doppeldeutig ... Na, dann erklärt das einmal einem Japaner ...:
"Senryū Nr. 13" (hieße wahrscheinlich Nummer 14 ...)
Kaum ist Afghanistan aufgegeben,
schon rufen die Obama-Bush-Trommeln
zum Kriegspfad nach Syrien.
Keine Atomwaffen im Iran,
keine westlich verstandene Demokratie
in den Arabischen Ländern,
jetzt Chemiewaffen in Syrien?
Die Suche nach Kriegsherden endet nie.
Unsere Ohnmacht
ist unterlassene Hilfeleistung.
Trommeln wir für den Weltfrieden!
planet der menschen
uns schnell untertan gemacht
irrtum mit folgen
Einsam ziehen wir
als Lebewesen durch die Galaxie
und verglühen
in einer Supernova.
Nichts berührt einander.
Zwischen den Inseln
liegt die Zeit begraben
und ein paar Seelen
die zu Asche zerfielen
toter Raum.
Aus Sternenstaub sind wir gemacht
und zu Asche
werden wir zerfallen
eines Tages.
Schade! " vom halb gefüllten fass ohne boden" ein Gedicht zu schreiben wäre meines Erachtens nur als etwas Surrealistisches, meinetwegen "Unrealistisches" lösbar. Die Idee finde ich genial. (Sie ins Gedicht umzusetzen traue ich mir nicht zu.) Sebastian Deya nimmt seine Aussage aber ernst. So bleibt die Frage, was bleiben sollte ...
Inzwischen haben vielleicht die ersten Leser ergoogelt, was Senryūs sind. Sie haben dann herausgefunden, "japanische Gedichtform", "dem Haiku verwandt", "kein Reimrhythmus, sondern 3 Verse mit 5, 7, 5 Moren", was wir hilfsweise ins Deutsche mit Sprechsilben übertragen, und "inhaltlich nicht festgelegt" (im Gegensatz zum auf Natur fixierten Haiku). "Senryū Nr. 9" behandelt die Aufgabe etwas unkonventionell durch drei sinntragende Begriffe ...
die auf der straße
verfehlen wandel trotz mut
denn du hast gefehlt
ich kann doch nichts tun
ich bin ein nichts so allein
alle ichs sind schuld
heute nichts getan
morgen buckel lastgebeugt
übermorgen krumm
Welch Urlaub gebietendes Wetter draußen. Kann man da tiefsinnig ernste Gediche verlangen? Dazu passt doch wohl eher leichte Kost. Ein Glück, dass offenbar Gunda Jaron mit ganz frischen Impressionen "Im Watt" war ... und uns daran teilhaben lässt ... Es war gar nicht so leicht, wenigstens im weitesten Sinn dazu passend den "Senryū Nr. 8" zu finden ...
singe mit mir NEIN
das gesicht im gegenwind
keine blässe mehr
Wieder war krieg
wieder warst du dagegen
wieder erfuhr es niemand
was hättest du ändern können
allein
schuldig
man nennt es
unterlassene hilfeleistung
Zwischendurch ein "normales" Gedicht, so eines mit Reimen gewünscht? Na, so gnz normal auch nicht. Es wäre eines, bei dem man wählen kann, ob man es politisch auslegen will oder ganz einfach nur so zum Schulterklopfen: "Mutmach-Reime - Mit und ohne Merkel-Strophe machbar" ...
Womit ich wieder beim Haiku wäre. "Haiku Nummer 6" sollte ein Versuch sein, sich mit einem inhaltlichen Merkmal der Haikus auseinanderzusetzen: Üblicherweise beschränkt sich die Form auf Naturbilder ...
Du wirst kein besserer Mensch.
Ein anderer nur.
Die Natur schenkte der Frau die Gabe,
Leben zu eröffnen, zu hegeln, zu erhalten.
Wasche dich rein von den Bildern,
die einer Frau unwürdig wären.
Zielschießen auf Leben am Boden.
Beförderungen für Mörderei.
Sei anders!
In dir steckt das Richtige.
Zeige es!
Wir kennen Mutti,
bemüht, ein guter Mann zu sein.
Um Herr zu werden,
musst du Charakter abgeben.
Ein Staatskommandant, der seine Farbe verlor,
darf dir Gnade schenken.
Du bist aber Heldin wie Held.
Welch Ehrerbietung:
Unehrenhaft entlassen!
Jetzt darfst du Frau sein
Es herrschten Unrecht und Gewalt
in Bagdad und Afghanistan.
Dein edles Herz ließ das nicht kalt,
du klagtest die Verbrecher an.
Es ist bekannt in jedem Land,
dass der Soldat ein Mörder ist.
Du hast die Fakten klar benannt,
vorbei wars mit der Hinterlist.
Die Wahrheit brachtest du ans Licht.
Sie folterten dich manche Nacht.
Sie stellten dich vors Kriegsgericht
und sperrten dich in Einzelhaft.
Verbietet man dir auch Mund,
und reißt dir fast die Zunge raus,
wir fordern Gnade Stund um Stund,
dann kommst du vielleicht bald nach Haus.
Dass du demnächst in Freiheit bist
und dich ein hübscher Kavalier
auf deine sanften Lippen küsst,
das, liebe Chelsea, wünsch ich dir.
Gischtblütenträume
Warum bist du schon fischkalt?
Meerestiefe ruft
Auf höchster Klippe
Traum vom freien Flug wird wahr
Die Landung so fern