heckler & koch
das gewehr
ist nicht schuldig
geschäftsführer
reiben sich
die hände
kugeln
lassen
kassen
klingeln
das gewehr träumt
gut geölt
von staunenden
museumskindern
das gewehr
ist nicht schuldig
geschäftsführer
reiben sich
die hände
kugeln
lassen
kassen
klingeln
das gewehr träumt
gut geölt
von staunenden
museumskindern
9.9.1999
die bekannten
nadelstreifenstiefel
gieren nach den füßen
des sohnes
standarte auschwitz
wer nicht gewünschtes geld spricht
niemals mehr folgen
flüstert ruth
saldo
für einst entschädigte
fremde heimat
treuhändisch empfangener anteil
abzüglich schoko- und ramagaben
gleich null
die neun
eine glückszahl
aber ein jahrhundert hat
der dekaden zehn
die letzte ruth
legt weiße nelken
auf die erde
der vorletzten
die das alles
nicht mehr
sehen muss
9.9.1989
endlich heimat haben
mit rundem geburtstag
erreichte reife gefälscht
ahnung von welt
voll wertloser
grundbücher
schaufenster ohne ellenbogen
täler der ahnungslosen
träume von großer freiheit
mit weiter kleiner miete
ochs und esel in ihrem lauf
durch botschaften geschleust
ins besitzerland
keine gewalt ists
krebskranker welt
sichere arbeit
statt fremde verwandte
endlich nicht mehr ruth
9.9.1979
noch immer blicken
zweifelnde augen
einen sozialen weg voran
sozialistisch als aufkleber
für ihren trabant
besucher fremder planeten
werden einst kommunismus
auf der ganzen erde
in russisch erklärt bekommen
busse bringen
dorfgemeinschaften
in staatstheater
in alten schlössern
junge poeten
eine tante
im daimler
auf besuch
spricht ein anderes
idiom
9.9.1969
welten trennen
schwarze kanäle
auf beiden seiten
geht es aufwärts
weiss gesagtes
wird wohl wahr
nun ist hier
bei uns
mein kind
du wirst es einmal
besser haben
im blick
der zweifelnden ruth
besser als was
irgendwo drüben
hinter mauern
rebellierten vergeblich
ungezähmte geister gegen
müll vergangener
zeiten die ihr
in büchern
zu geschichtsblüten
eingetrocknet wurden
9.9.1959
der rest der familie
westankömmlinge
wurde amtlich bestätigt
vertrieben
in trachten
der wiederkehr
entschädigt für
eigenes unrecht
im steuersparenden
spendenpaket
wiegt schokolade
aus angeboten
schwer für
vierzig mark
die ruth fremd sind neben
ranziger rama
aller anfang
wurde kollektiviert
aber nie wieder
treten stiefel
auf fremde
eigene heimaten von
denen mann verführt würde
9.9.1949
die störche lernten
polnisch
aus flüchtiger rast
geboren
die dritte ruth
spielt mit russischen kindern
denen heimat
noch nicht
rodina ist
der rest der familie
entkommen
auf die westliche
schokoladenseite
iwan sagt
wir
brauchen dich
klein ruth schwenkt
rotes
an dünnem holz
9.9.1939
befördert
zum unterfeldwebel
freiwillig dorthin
wo frühere gräber
keine rosen blühen lassen
ein spaziergang
in der heimat
ist es doch
am schönsten
störche zeichnen
anleihen auf autobahnen
im tornister kampf
heim ins traute
wir wollen nur
wieder
was man uns
nicht gibt
9.9.1919
über sein feld
waren keine
grünkreuzschwaden gezogen
nur babylonische sprachen
nichts schwarzes
wurde ruth orakelt
danach
die neun
verhieße glück
auch allen
künftigen im stamme
was beschlossen weit weg
im schlosse der sieger
bot boden für
neu sprießenden hass
er kannte ihn
noch nicht
9.9.09
einen sprung weit
lagen große geschäfte
nicht für
einen zwerg
neben krupps kanonenrohren
er suchte nur
ruhe wie heimat
über alles
in der welt
geschenk eines kaisers
sonne und platz
wenn nur
die anderen
wegrückten und
er gehörte doch
zu dem volk der fleißigen
die es mehr verdienen
als die anderen
die sein wesen
zum genesen
nur noch nicht
kennen
Das Gedicht ist enthalten im Lyrikband „10 x 10 = 100“, erschienen bei Edition Thaleia, St.Ingbert 2009.
9.9.1929
ein schwarzer freitag
war nie
weissgesagt worden
wo gerade
eine neue ruth
gegeben war
ins häuschen vor
eigenem garten
einziehen
in das nest
unterm wagenrad
der störche
geblieben
das fahrrad
zur stempelstelle
manche freunde
auf suche nach sinn
und bier
schuld spricht
fremde sprachen
aus den speichen