Wir wünschen
uns heraus aus unseren alten
stockfleckigen Kleidern.
Wir stöbern in Flicken
bunter fremder Leben.
Wir verbergen uns in Kleidern,
die wir aus ihnen geschneidert.
Je mehr wir uns so verhüllen,
umso nackter
machen wir uns.
Wir wünschen
uns heraus aus unseren alten
stockfleckigen Kleidern.
Wir stöbern in Flicken
bunter fremder Leben.
Wir verbergen uns in Kleidern,
die wir aus ihnen geschneidert.
Je mehr wir uns so verhüllen,
umso nackter
machen wir uns.
(8)
manchmal möchte ich
mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
ich höre dich
dasselbe sagen
und schweige
vor dem Kochwaschgang
malen uns aus
unsere Kleider
liefen ein
dann brauchten wir
neue
aus dem Trockner
kommen sie
warm und weich
Tage danach
beengt dich das deine
juckt mich das meine
warten wir
auf unsere Stunde
im Waschsalon
Manchmal wünschte ich
ich könnte mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
immer wenn ich mich
unpassenderweise
nicht mehr wohl fühle
in meiner eigenen Haut
und drohe
aus allen Nähten zu platzen
dann wenn ich glaube
nicht mehr weiter zu wissen
schlägst du mir wieder nur
ausgerechnet
genau das eine Modell vor
von dem ich sicher bin
es passt mir eh nicht
in diesen Momenten
wenn ich mich
so bloß gestellt
fühle
wünsche ich mir
manchmal nichts sehnlicher
als Maß zu nehmen
um mich mit aller Gewalt
einmal selber
in deinen Allerwertesten
zu treten
damit auch du dann vielleicht
endlich erkennen kannst
wie sehr ich wirklich
im Arsch bin
manchmal wünschte ich
du könntest dein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
wenn du
über meine Schwelle trittst
Von mir bekommst du
eine riesige Schere
und für draußen
reicht nachher
mein Mantel
aus Bärenhaut
wenn wir dicht genug
aneinanderrücken
sogar für uns beide
manchmal wünschte ich
ich könnte mein Leben ablegen
wie ein unmodern gewordenes Kleid
aber vielleicht reicht es ja
es ein wenig aufzupeppen
behutsam
setze ich Flicken
von leuchtendgrünem
Vielleicht
auf farbloses
Ich-weiß-nicht-recht
trenne vorsichtig
eine kleinkarierte Skepsis
aus dem von Zweifeln gesäumten Ausschnitt
nur um sie an anderer Stelle
sorgfältig wieder anzuheften
die Fäden lasse ich unverknotet
man weiß ja nie …
manchmal wünschte ich
du könntest dein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
vor meiner Tür
Wir schneidern uns
zusammen
einen Schrank voll
Lebenskleider
du für mich
um meine Ecken zu verbergen
und ich für dich
weil mir die Stellen
an denen deine Haut
durchblitzt
sowieso am besten gefallen
Wir lassen die Scheren
durch Ballen von
farbigen Ideen schnippen
bis du dich
unter schneeweißer Decke
auf unbekleidete Träume einlässt
Am Morgen
schauen wir
vor die Tür
ob jemand
dein altes Kleid gewollt
Wenn nicht
kannst du es ja
wieder anziehen
manchmal wünschte ich
ich könnte mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
ich beginne
das alte zu ändern
schneide ein paar der
So-geht-das-nicht-Knöpfe ab
lockere die
Ich-trau-mich-nicht-Schnüre
steche ein neues Loch
in den Aber-Gürtel
und krempele
die Energisch-Ärmel hoch
neugierig
betrachte ich mein Spiegelbild
tatsächlich
auf den ersten Blick wirkt der Schnitt
lässiger
der Stoff
aber
ist noch immer derselbe
manchmal wünschte ich
ich könnte mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
und mir ein neues bestellen
doch ich ahne
mein Maß
sprengt jeden Katalog
also beginne ich
mir eines zu nähen
du kommst
und lachst
über meine blutigen Finger
ich verüble es dir nicht
wenn ich nur
bei dir
nackt sein darf
manchmal wünschte ich
ich könnte mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
das Mausgrau
durch ein Trotziggelb
ersetzen
aber ob
der Stoff
den ich aus dünnen
Träumen mir gewebt
ausreichen wird
alle Blößen zu bedecken?
ach
ich glaube
Gelb macht mich ohnehin
zu blass
manchmal wünschte ich
ich könnte mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
ich höre dich
dasselbe sagen
und schweige
du willst nicht
das meine
und ich nicht
das deine