Es lebte einst ein Kater still
mit seiner Frau beim Bauern Mill.
War müde er, war ihm mal kalt,
macht mauzend er am Hoftor halt,
schon war die Tür ein Spältchen offen –
stets konnte er aufs Kissen hoffen;
am Herd empfing er leckre Bissen,
wenn er hatt´ Ratten jagen müssen.
Doch Katers allergrößtes Glück,
kam er vom Angeltag zurück:
Er fand die Ruhe einfach toll
und manchmal war sein Eimer voll
mit Fischen allerbester Art,
die schmeckten einfach gut und zart.
Doch einmal hätt ihn, ungelogen,
ein Fisch ihn fast ins Meer gezogen,
Der war nun wirklich nicht ganz ohne,
gewaltig war er und mit Krone.
Der sprach zum Kater ziemlich weise:
„Nach einer endlos langen Reise
geschah mir jetzt das Missgeschick,
dass ich am Haken häng´ ein Stück.
Oh, friss mich nicht, denn ich bin zäh.
Mach bitte los mich, tu nicht weh!
Millionen Fischchen ist’s ein Glück,
wirfst du ins Wasser mich zurück.“
Der Kater folgt dem Wunsch genau,
nur leider schildert er’s der Frau.
„Du bist der allerliebste Mann,
den eine Katze finden kann“,
sagt die zuerst und hätt indessen
die ganze Sache bald vergessen.
Brächt´ nicht ein Regen sie in Nöte,
als Bauer Mill war bei ´ner Fete.
Das hat das Katzentier verdrossen,
dass kalte Schauer sie begossen.
Am Herd beim Trocknen schnurrt sie dann,
den Kater übellaunig an:
„Du fingst den König aller Fische,
gebraten läg´ er auf dem Tische.
Doch nachher frierst du ungesund,
lebst schlechter als der dümmste Hund.
Der hat ne Hütte, warm und trocken,
Und immer einen guten Brocken.
Geh hin zu deinem Wundertier
Mit einem Wunsch von dir und mir.
Ein eignes Häuschen für uns zwei,
ihn das zu bitten, steht dir frei.“
Die Aussicht schien dem Kater Recht,
und Widerstand bekäm ihm schlecht.
„Fischekönig im Kanal,
bist so groß als wie ein Wal.
Ein Wünschlein hätt ich, klein und recht.
Erfüll´ es mir, es wär nicht schlecht.“
Mit diesen Worten trat er dann
ans Ufer des Kanals heran.
Der goldne Fisch erschien sofort
und gab dem Katerchen sein Wort:
„Kater du, du tatst mir Gutes.
Sag, was willst du, frohen Mutes!
Was du hast an reinem Willen,
will ich dir gar gern erfüllen.“
Der Kater rennt erfreut das Stück
zum nahen Bauernhof zurück,
wo nun, wie er zufrieden fand,
die allerschönste Hütte stand,
die Hund und Katze je besessen.
Drin saß sein Weib gerad´ beim Fressen.
„Es geht doch“, lobt sie ihren Mann,
und glücklich leben sie sodann.
Allein verschließt der Bauer Mill
sein Haus jetzt öfter, denn er will
nicht Wärme, Futter, Liebe teilen,
solang´ in eignem Heim sie weilen.
Am schlimmsten wurd´ die Laune dann,
als Kater nichts mehr angeln kann.
Drei Tage ging das nun schon so –
Er wird des Lebens nicht mehr froh.
So faucht die Katze ihren Mann
Mit altbekannten Worten an:
„Du fingst den König aller Fische,
gebraten läg´ er auf dem Tische.
Doch nachher frierst du ungesund,
lebst schlechter als der dümmste Hund.
Der hat doch immer seine Knochen.
Warum soll´n wir nicht Fische kochen?
Geh hin zu deinem Wundertier
mit einem Wunsch von dir und mir.
Magst du an tolle Fische denken,
soll er sie deiner Angel schenken.
Die Aussicht schien dem Kater Recht,
und Widerstand bekäm ihm schlecht.
„Fischekönig im Kanal,
bist so groß als wie ein Wal.
Ein Wünschlein hätt ich, klein und recht,
erfüll´ es mir, es wär´ nicht schlecht ...“
Mit diesen Worten trat er an
das Ufer des Kanals heran.
Der goldne Fisch erscheint sofort
Und gab dem Katerchen sein Wort.
„Was du dir wünschst mit reinem Willen,
das werde ich dir gern erfüllen.“
Aal und Hecht, Forellen achte,
woran auch der Kater dachte,
war sofort im Eimer drin –
war denn das des Angelns Sinn?
Aus war’s mit des Herzens Beben,
Neues war nicht zu erleben.
Als erneut man sie vergessen,
jammert er beim Abendessen:
„Könnte man uns nur verstehen,
würd’s uns sicher besser gehen.“
Knurrt die Katze ihren Mann
mit den alten Worten an:
„Fingst den König aller Fische,
gebraten läg´ er auf dem Tische,
doch du frierst hier ungesund,
schlimmer als der dümmste Hund.
Dass Hunde Menschen gut verstehen,
kann man an ihren Taten sehen.
Geh hin zu deinem Wundertier
Mit einem Wunsch von dir und mir.“
So wünscht´ der dumme Katzenmann,
dass er recht menschlich sprechen kann.
„Kater du, du tatst mir Gutes.
Sag, was willst du, frohen Mutes! ...“
Der Kater geht erfreut nach Haus.
„Wie sieht denn heut der Peter aus“,
der Bauer zu dem Haustier spricht.
Der Kater zieht ihm ein Gesicht.
Nichts war der Katze recht und gut,
und sie entwickelt eitlen Mut,
als sie für kurz allein gelassen,
vermag sie es in Wort´ zu fassen:
„Als Millens Kinder, unbenommen,
wär uns nur Liebes vorgekommen.
Lass – außer andren guten Dingen –
vom Fischlein uns die Kindschaft bringen.
„Fischekönig im Kanal,
bist so groß als wie ein Wal, ...“
Mit Scham erzählt er seinen Spruch –
das Wasser schäumt, und ein Geruch
von ganz besonders übler Sorte
begleitet diese Katerworte.
Allein, es taucht der König auf
Und lässt den Dingen ihren Lauf.
„Kater du, du tatst mir Gutes,
sag, was wünschst du, frohen Mutes?
Was du ersehnst mit reinem Willen,
das werde ich dir gern erfüllen.“
So wuchs Familie Mille hier
um Kinder zwei auf Menschen vier.
Allein, nicht lange ist’s gegangen,
da hat das Streiten angefangen.
„Die Bluse ist zwar eine nette,
wär´ super erst mit einer Kette“,
das Mädchen vor dem Spiegel spricht,
„warum bezahlt ihr sie mir nicht?“
„Dazu fehlt ´s uns an Geld und Macht.“
Das Katzengirl die Türe kracht:
„Ich muss bekommen, was ich will,
und wenn ich spreche, dann schweigt still.“
Sie wurd´ ein ausverschämtes Luder,
und keifend packt sie Mann und Bruder:
„Du fingst den König aller Fische,
gebraten läg´ er auf dem Tische,
doch nachher frier´ ich ungesund,
leb schlechter als ein dummer Hund.
Geh hin zu deinem Wundertier
Mit einem Wunsch von dir und mir:
Ich will beherrschen Mensch und Pferde,
am Ende auch die ganze Erde.
Kann ich euch treten wie ein Hund,
wird mir die Seele schnell gesund.“
„Egal wodurch, das darf ´s nicht geben,
sich über andre zu erheben“,
der Menschenkater sprach ´s, doch ach,
zum Widerstand war er zu schwach.
Er zitterte, als ob er fror,
schwarz war das Wasser wie ein Moor ...
„Mein Weib nicht eher mehr will ruh´n,
bis alle Wesen nur noch tun,
was sie geruhte anzuweisen,
und sie als große Herrin preisen.“
„Was du gehabt an reinem Willen,
ich tat es dir gar gern erfüllen.“
Da war das Fischlein schnell verschwunden.
Nicht Mensch, nicht Kater hat’s gefunden.
So dass ich eingestehen muss,
nicht sicher bin ich mir beim Schluss.
Kater, Katz, wie sie einst waren,
lebten wieder wie vor Jahren?
Oder könnt er anders gehen?
Was gewünscht war, ist geschehen?