Slov ant Gali: Vom Gewinn des Verlustes

Vom Gewinn des Verlustes

Man fragt mich nach der Muse Küsse,

die man seit langem schon vermisse.

Ich gebe zu, mir fällt nichts ein.

Da lacht man nur, das könnt nicht sein.

So such ich nach der Kuss-Idee

auf eisig glatt gefrornem Schnee.

Nehm hoffnungsvoll danach ein Bad,

doch aller Musen Mund schmeckt fad.

Noch ungewaschne Löcher-Socken

bitt ich, mir Reime anzulocken.

Das hat jedoch zur Folge nur

am Dichtertisch die Schweißfußspur.

Ich sichte meine Kunst von gestern.

Das ist ja wohl kein Grund zum Lästern.

Ich bin am Bitten, am Verlangen,

doch letztlich ist nur Zeit vergangen.

Es ist schon spät, da kommt nichts mehr,

was als Gedicht zu nutzen wär.

So bleibt nur eins: Ich geh zu Bett,

worin ich auch gern Musen hätt.

Zwar ist der Tag mir wohl entronnen,

doch hab ich dies Gedicht gewonnen.

Comments

[Ursula Gressmann]

...gewonnen hast du
an Erfahrung mit Musen,
die nicht küssen wollen.
Du musst sie mehr umwerben.
Vielleicht schreibst du
auch ein Sonett:
"Für meine zaudernden Musen"
und lockst sie damit
in dein Bett.

LG Uschi