Gedichte des Tages Nr. 1502

Hat Thomas Reich Recht? Sind "wir" schon so weit von der realen Welt entfernt? Wobei ... wer sind eigentlich "wir"? Egal: Der Slogan ist eine richtige Aufforderung: "Touch the world"!

Was aber ist, wenn ein "nebliger morgen" die "wirkliche Welt" ist - so einer, wie ihn Ursula Gressmanns Wortstriche in die virtuelle hinein skizzieren? Vielleicht sollte man einfach auch die Gruselwelt vor dem Fenster genießen ...

Zum Schluss der Blick zurück. Für mein Hinz-Gedicht handelte ich mir seltsame Kritiken ein. Selbstverständlich ist es konkret und "mein" Hinz ist in der DDR geboren. Das Gedicht reflektiert also ein Verhältnis zur NVA. Aber sollte man nicht eher auf die auf Krieg getrimmte Bundeswehr eingehen? Nun, muss man denn immer vor sich hertragen, dass man gegen Krieg ist und die NVA den geschichtlichen Ruhm für sich beanspruchen kann, an überhaupt keinem Krieg beteiligt gewesen zu sein???

(407) Hinz wird Entlassungskandidat...

Comments

[Martin Wolfshaag]

Ihre Seite fand ich über Umwege, zuerst im Blog von Marina Weisband. Normalerweise meide ich das Internet für Veröffentlichungen jeder Art. Das Wagnis eines Posts in diesem Kommentar bin ich daher
mit einem weniger verlustbringenden Werk eingegangen, falls es missbraucht werden sollte.

Meine Jugendgedichte stellen für mich den Ursprung meines Schaffens dar. Gleichzeitig vermeide ich peinlichst, mein Schrifttum in seiner Qualität zu überhöhen. Allerdings steht demgegenüber die
Quantität, derer ich selbst versuche, über die intuitive Auswahl und die mit den Werken verbundenen Emotionen Herr zu werden. Marina Weisband habe ich in den vergangenen Tagen medial begleitet und
ihr Schicksal hat mich nachdenklich gemacht.

Inspiriert von der erfrischenden Natur dieser Frau und angeregt von einer situativen romantischen Stimmung ist es wohl mit mir durchgegangen. Soviel nun zu meinem "Jugendgedicht".

Interessant ist Ihre Ausführung zum Thema Struktur eines Gedichtes. In der Tat führe ich diese Diskussion häufiger und bin stets überrascht, wie abstoßend manche "Künstler" ein gelungenes
Reimschema finden, wenn zusätzlich der Inhalt und die Wortwahl stimmen. Ich persönlich finde Poesie und Prosa immer dann wunderschön, wenn Sie durch Lesen oder Vorlesen zur Musik wird - dabei
spielen neben dem Vortragenden natürlich Rhytmus und Anordnung der Worte eine Rolle - im harten Deutschen eine besondere Herausforderung.

Sei's d'rum: Hätten Sie eine Empfehlung für einen von Ihnen beschriebenen Autorenkreis, so höre ich diese gern.

Beste Grüße

Martin

[slov]

Nun, lieber Martin, es gibt ja Autorengemeinschaften verschiedener Art, in denen man durch die Analyse fremder Werke sein Rüstzeug für den Umgang mit Eigenem verbessert. Ich meine schon, dass man
über Kunst streiten kann. Es ändern sich dabei nur mitunter die primären Kriterien. So hat es Zeiten gegeben, in denen bestimmte formale Merkmale als fast ausschließliche Zeichen poetisch
gelungener Dichtung galten. Ergebnis ist, dass dann manche Konstruktion klingt wie ... eben dann.
So würde ich - um ein Beispiel zu nennen - heute jedem mit Reimen Dichtenden davon abraten, in einem Gedicht eine dem deutschen Sprachgefühl stark widersprechende Satzstellung zu wählen, nur damit
das Reimwort an der "richtigen" Stelle landet. Andererseits würde ich bei aller Freiheit immer empfehlen, die jeweils selbst vorgegebene (Reim-)Struktur durchzuhalten, genauer: Dem Leser deutlich
zu machen, dass ich es so, wie ich es gemacht habe, auch machen wollte - also entweder ernsthaft mit echten Reimen arbeiten oder, wenn das Ergebnis heiter werden soll, mehr als einen unechten Reim
einsetzen usw. ...
Bei Ihrer Einsendung frage ich mich natürlich, warum Sie zur ersten Vorstellung ein (in DIESEM Sinn zugegeben überdurchschnittliches) Jugendgedicht ausgewählt haben.

MfG
Slov ant Gali

[Martin Wolfshaag]

Ich bin mir nicht sicher, was Sie mir mit dieser Rückfrage sagen wollen. Wenn Sie mein Talent bzw. das Gedicht für zu gering einschätzen, um veröffentlicht zu werde, ist das schon in Ordnung. Über
Kunst lässt sich bekanntlich nicht streiten. Ich schreibe Gedichte und Kurzgeschichten, seit ich 14 Jahre alt bin - mittlerweile habe ich 1123 in sich geschlossene Arbeiten archiviert, die ich als
"Werke" bezeichne. Seit einigen Jahren mache ich es auch ab und an als Auftragsarbeit. Welche Art Kreis beratender Autoren meinen Sie denn?

Grüße

Martin

[slov]

Das soll wirklich zwischen den "Gedichten des Tages" veröffentlicht werden?
Lieber Martin, haben Sie einen Kreis von einander beratenden Autoren gefunden? Schreiben Sie auch jetzt noch? Wenn ja ... was?

Liebe Grüße
Slov ant Gali

[Martin Wolfshaag]

Bewerbung um das Gedicht des Tages :-)

Eine Meiner Erstlingswerke - verfasst und geschrieben 1994 im Alter von 17 Jahren - unglücklich verliebt...

Echte Liebe?

Schöner als das Leben
In dem sie geschieht
Höher als man schweben
Könnte, wenn sie zieht.

Gefährlich und trotzend
Verschlingend wie Hass
Doch ebenso strotzend
Von Wärme und Spaß.

Höher als die Alpen
In denen sie blüht
Wärmer als die alten
Schlote, wenn es glüht.

Vernichtend wie Götter
So stark wie ein Fluss
Bald alt wie die Väter
Bald jung wie ein Kuss.

So unendlich fragend
Der Antworten bar
Durch Neugierde jagend
Nach Lügen, so wahr.

Die Liebe ist schön
Sie ist herrlich und groß
Wer sie will verstehen
Der find' seinen Spross.

Copyright 1994 - Martin Wolfshaag