Der Wurm
der mutter
das kind
dem angler
der köder
dem chef
der untergebene
als raupe
die chance auf
metamorphose
zum pfauenauge
Der Wurm
der mutter
das kind
dem angler
der köder
dem chef
der untergebene
als raupe
die chance auf
metamorphose
zum pfauenauge
Mich hat er reingelegt: Als ich Sebastian Deyas Ungeschriebene Gesetze: Paragraph 1 der erste Mal las, las ich etwas Anderes, als da stand, und dachte mir, ja, so steht es geschrieben. Und plötzlich merkte ich, dass der Autor hier ein sehr provozierend verstörendes Wort-Buchstaben-Gedankenspiel gewagt hat – oder ist es zu profan?
Da komme ich mit „Vor dem Sprung“ nicht mit ... obwohl ich nicht unzufrieden mit dem Produkt bin – selbst, wenn man es mir weder als „Lied“ noch als „Sonett“ abnehmen sollte ... Und irgendwie „korrespondieren beide Gedichte miteinander“ ...
Um irgendwie schnell zu erscheinen, biete ich deshalb zum Tagesschluss also ein „Tweed 115“ aus der Werkstatt von Natascha P. / Slov ant Gali an ...
Tweed 133
Gestorben
lasse ich
einen anderen
Geruch
zurück
Nach diesem Gewitter
riecht alles
hellgrün
Ich schlürfe
gebadete Luft
Satt?
Niemals
Fliegender Fatalismus
Die Welt
ein Altweibersommer
überall Spuren von
Spinnen die
meine Schwestern fressen
meint die Fliege
Unvermeidlich lauert
Winter
in den steigenden Säften
der Apfelbäume
Stille Schlachtschreie
Die Generäle. Die modernen Ritter. Unserer Tafelrunde
goldene Pauken. Trompeten. Sie berufen zur Stunde
so viel investierte man in sie. In Hoffnungen. In Geld
nur für die Ausbildung. Imperien zu führen, um die Welt
So sicher der eigenen Macht. Jedem Recht. Globales Handeln
jede ihrer Visionen. Kann diese Welt ins Paradies verwandeln
Hochzeiten im Himmel. Monumentale Momente. Irdisch gediegen
war man von Träumen erwacht. Und schon wieder geschieden
Den Schaden nahmen nur die, für die man Verantwortung trug
wie immer. Versprechen, nichts als Wahn, die Hoffnung, nur Trug
unbeirrt einfach weiter. Dieser Wahnsinnsfeldzug, immer weiter
ohne Zweifel. Ohne Schuldgefühl. Krone. Szepter. Stimmen heiter
Hinterlassen nichts als Angst. Gesichter voll Trauer. Großes Leid
Millionen Strategien. Konzepte. Nur in einem herrscht Einigkeit
das Ruder noch rumzureißen. Wende bringen. Den Schimmel reiten
kein Zweifel. Trotz allen Versagens. `S muss einer der ihren bestreiten
Bewaffnet. Mit dem Wissen der Welt. Wichtiger als die Zeit
in der sie leben. Den geschürten Kampf führen. Sie sind bereit
im Namen der Wissenschaft. Ohne Rücksicht. Auch über Verluste
Hauptsache Gewinne erstreiten. Nicht weil man konnte. Man musste
Sich selber belohnen. Die Taschen voll Gold. Kann die Wut schüren
ohne Demut. Ist sich keiner zu Schade. Für die höchsten Gebühren
Hoffnungen. Geld. Existenzen. Einfach alles auf eigne Karten setzen
Gott spielen. Wie Könige herrschen. Für Geld die Messer zu wetzen
Begehen den menschlichsten der Fehler. Der Versuchung erliegend
hat man den Hass geschürt. Reich. Glücklich. Wichtig. Siegend?
Überhören sie vor Selbstherrlichkeit trunken. Die stillen Schreie
Armeen von Vergessenen. Klänge von Schlachtgebrüll. Verzweiflung in Reihe
Die Generäle. Die modernen Ritter. Unserer Tafelrunde
goldene Pauken. Trompeten. Sie berufen zur Stunde
nichts ahnend. Zum letzten Gefecht. Verblendet. Benommen
den selbst erschaffenen Feind. Sehen ihn nicht einmal kommen.
Vorsichtig gefragt: Ist das heute ein Gedicht-Tag psychischer Verirrungen?
Es geht schon los mit Gunda Jaron mit „Nähe, unerträglich ... “, wo etwas nicht stimmen kann. Dann aber lassen wir Sebastian Deya von der Leine mit seinem „Der eigene Weg“. Woher kommt der Amoklauf? Und mit „Tweed 6“ tritt er sofort allzu voreiligen Antworten entgegen ...
Terraforming
Als Wassermassen eisig kalt
längst schon den Rumpf in der Gewalt,
sprach noch voll Stolz der Kapitän,
unmöglich sei das Untergehn.
Der Massentod war längst besiegelt,
obwohl die Lage abgewiegelt.
Jahrhunderte nur überspringt,
wer rechten Augenblicks versinkt.
Sie waren leider nicht gescheit,
doch ihnen bringt´s Unendlichkeit.
Ich fühle schon den feuchten Fuß,
was nutzt in Stein geschlagner Gruß
am Grabstein, drauf der Aliens Dank:
„Mensch machte Platz per Untergang.“
14.4.1912
Als längst die eiskalten Wassermassen
den mächtigen Schiffsleib mit bevorstehenden Toden befruchtet,
meinte der sich weise dünkende Kapitän,
sein stolzer Ozeanriese könne nicht sinken.
Als am Schicksal der Dritte-Klasse-Passagiere
kein Zweifel mehr bestand, murmelte er:
„Wer hätte sich meines grandiosen Schiffes in hundert Jahren erinnert,
wäre es nicht so beeindruckend versunken.
Ich bin Passagier der Dritten Klasse.
Mir steht das Wasser bis zur Brust.
Wer kommt mit
auf die Brücke?
Blockbuster
Auf dem Bug
das Bild
Traum vom
du kannst fliegen
wenn du nur willst
wie ich.
Millionen warfen
tränensatte Tücher
nach dem erbarmungslos unschuldigen
Ozean.
Den Königskindern
eine Nacht
unter Klängen
bei denen kein Eisberg
ungeschmolzen bliebe
Alle vergessen
wir brauchen nicht
Grönlandbrocken noch
Klimakatastrophe
zum Untergehen.
Die Reiche und Schöne
erreicht die Neue Welt
einsam.
Sterben im Wissen
wie es hätte
sein können
wenn wir
aus dem großen
Kinosaal
trocken
herausgekommen
wären
Drei Fragen und eine Antwort
Ist Leonardo di Caprio nicht
mit der Titanic versunken?
Was wäre gewesen,
hätte das riesige Schiff
nicht auch voller
Dritte-Klasse-Träume gesteckt?
Warum ist das
schlingende Wasser des Atlantik
in Kinosesseln
so warm?
Leonardo di Caprio
wird nie die Angst los,
im Geld zu
ertrinken.
Ist unser Leben wirklich nur eine reduzierte „Wertzeit“?
Leichter zu bearbeiten ist „heckler & koch“. Eigentlich gehörte das Gedicht zu meinen in die Sammlung des Cenarius-Verlags „ruhm & boden“ aufgenommenen. Allerdings habe ich praktisch nicht von dem Band gesehen – außer das ich seinetwegen als einer der Autoren des Verlages registriert bin.
Da ist dann „Tweed 105“ von Natascha P. / Slov ant Gali einfacher in seiner Aussage über eine bestimmte Art Liebe ...
Rückbau
Die Erbauer
unsichtbarer neuer
Mauern
brauchen heute die
die einer alten deutschen
Tote
neu zuzählen.
Wer zählt
die Opfer,
nachdem sie
verschwand?
Deutsche Heimat 13
Man will doch
etwas von der Welt
gesehen haben
erklärte ein Deutscher
im spanischen Ballermann
stolz darauf
dass dort alle
seine Sprache sprachen
deutsche Heimat 14
Mutter
warum war die Sprache
die du mir gabst
nicht eine
die noch kein Mörder gebrauchte
seine Tat in edle Mäntel
zu hüllen.
Mutter
warum warst du nicht
Gaia selbst
mir die Stimme eines Recken
zu schenken
guten Sinn
in gute Sprache zu kleiden?
Mutter
warum fällt es mir
so schwer
fremde Sprachen aus meinen Fingerspitzen
zu tupfen?
Mutter
na gut
ich spreche
wenigstens
ein bisschen
deutsch.
Zum 13. einmal etwas Neues, Böses, Schmunzelerregendes (hoffentlich): Also: „Am Anfang war das Wort ...“
Dann folgt Antimilitaristisches: „soldatin werden“. Dabei habe ich Angst, dass der Hintergrund schon vergessen ist: Lynndie England war jene Soldatin, die durch das Posieren mit einem nackten, als Hund an der Leine gehaltenen Iraker „Berühmtheit“ erlangte – und inzwischen wieder ein „bewährtes“ Mitglied der amerikanischen Gesellschaft ist.
Und zum Schluss der melancholische „Tweed 104“ von Natascha P. / Slov ant Gali ...
nichts passiert
Tangatempo
Begehren lichtversessen
Fädchen am
restlos
aufgesaugten
jung der
Tag
morgen
Müll
was bleibt
häufchen
sandes
auf steinern
befestigtem weg
ameisen
tragen
unermüdlich
das programm
der zeit
in sich
noch
putzen
wir
ihre ewigkeit weg
immer wieder
häufchen sandes
warten auf
was kommt
Vorhut-Aliens von Josef Ackermanns Art
Sie waren
lange schon da
Sie haben
Gesichter wie
du und ich
Sie tragen
Namen die
du gehört
Sie spielen um
wachsende Macht
seit wir Menschen
sie stören
Sie reden
vom Fortschritt
der in ihren Händen
gelingt
Sie haben
Zeit
Wurde endlich
die Erde
zur Welt
ihrer Wesen
wird sie
von homo sapiens
befreit sein
Das mit dem guten Gefühl ist so eine Sache. Sebastian Deya warnt also auf seine Weise vorm „Amphetaminrausch“. Ob da mein (schwarz angemalter?) Mond aus „Mitternacht“ konkurrieren kann? Zumindest „Tweed 103“ müsste noch in Erinnerung geblieben sein ...
Tweed 130
es ist nur eine haut
sprach die schlange
mit neuen
lebt sichs
länger
lügt mir das leder vom fleisch
gegen den
apfel
zurück ins paradies
Der Titel der Lesung
Traurige Liebe -
Programm für
in Schönheit
vertrocknete
Gefühlsjungfrauen
und -männer und die,
die das nicht werden wollen.
Ich las
das mir zugeflogene Blatt
und entschied,
dieses eine Mal
gehe ich und
höre dir zu.
Vielleicht
siehst du ganz anders aus.
An einen fragenden Pazifisten
Heute schon
Warum
gefragt?
Drehe die Frage
als Schlüssel im Schloss
Suche
die Türen
zu dem Raum
den wir gemeinsam
aufräumen müssten
Ans Klingelschild
gehörte
Wir verdienen dran
Hier werden aus
Honigbienen
Mörderbienen
Mit Warum
beginnt die Lehre
zum Kammerjäger
gegen die
auf deren Klingelschild
so vieles steht
außer
der Wahrheit
Ein Therapeut für „Die Angst vorm Dunkel“ von Sebastian Deya ?!
Sicher wohl nicht eine „Krankenhaus-Impression Nr. 10“ - diese meine ist die letzte echte ... vielleicht fällt mir späte noch etwas ein ... Schließlich gilt da „Tweed 102“ von Natascha P. / Slov ant Gali ...
Tweed 129
Im Kokon
deiner Trauer
keimt keine
Metamorphose.
Raupen
werden Falter
so oder so
Lass die Natur
zu dir
zurück.
mensch
spazieren können wir
ohne kiemen
am fischfernen meeresgrund
fliegen
ohne flügel
sonnenwärts
alte fichten fällen
für warme augenblicke
fast alles können wir
mit dem kopf
manchmal schon
denken