Nummer 25
ich wünschte mir mein lied
brächt dir dein herz zum klingen
doch
nur deine schulter zuckt
als könnt´ ich so schlecht singen
Nummer 25
ich wünschte mir mein lied
brächt dir dein herz zum klingen
doch
nur deine schulter zuckt
als könnt´ ich so schlecht singen
und er schaffte es
seinen reichtum von zehn
millionen monatslöhnen mit einer
sekundenlangen entscheidung auf fünfzehn
millionen monatslöhne zu steigern
und ich bitte ihn
nur um sinnvolle arbeit
für vierhundert monate die
er wenig vermissen würde
denn es wären für
ihn noch immer vierzehn
millionen neunhundertneunundneunzig tausend fünfhundert
monate übrig die er
ohne lebenssinn auf seinem
saldo gesammelt für wen
für wen nur
für wen
für
Es ist soweit. Der Feiertag für dieses Blog ist heran. Ausgewählte Autoren habe ich angeschrieben, sich ihrer Lieblingsgedichte zu erinnern. Von Volker Brauer erhielt ich ein brandheißes neues „Ergo“ (ich nehme nicht an, dass er einen Vertrag mit einer Versicherung hat). Mir sagt es als Eröffnung für das Jubiläums-GdT sehr zu.
Ich dränge mich mit einem „Bedarfshalt in der Heide“ vor … na gut, so gut ist es nun auch nicht …
Aber natürlich geht geht das Jubiläum nicht ohne die treuesten Gäste. Da ist natürlich Ursula Gressmann mit „Platanentanz “
Oder der „Verheißung “ des Frühlings
Auch mit Gunda Jaron ergab langer künstlerischer Kontakt inzwischen eine (grins: zwischen Frauen und Männern seltene) persönliche Freundschaft. Sie verstand meine Aufforderung doppelt. Zum einen schlug sie Lieblingsgedichte aus ihren Beiträgen zum GdT vor ( „Wintersee“, „Fernweh“, „Melancholie“ oder „Lufthauch (II) - Abschied “, „Nacht am Meer “ ), zum anderen die Lieblingsgedichte, die sie von mir zu lesen bekam. Oops, „abends“, „ein arschgesicht“, „vom aber“ sind inzwischen ja in Buchform veröffentlicht … jaja, in „worträume“. (Bei den neueren waren wohl nicht sooo gute dabei) Es gibt aber noch mehr Bücher, die zumindest die Vaterschaft dieses Blogs anerkennen müssen, wie „Mit Blindenhund durchs Liebesland“ und „10 x 10 = 100“ - beides von Autorengemeinschaften, letzteres als israelisch-österreichisch-deutsche Gemeinschaftsproduktion. Aber es geht auch eine Stufe kleiner. Mitunter sind Gedichte im kreativen Hin und Her entstanden. So antwortete Sebastian Deya auf mein „Ehe mich die Klatsche trifft mit seinem „Bevor ich aufklatsche“. Bei den „Klagen von Visionärsfrauen“ war nach vielem Mailwechsel nicht mehr zu entscheiden, ob es von Ursula Gressmann oder von mir war. Schön, wenn man sich gegenseitig anzuregen vermag – wofür es viele Beispiele gab. Denn das Schlimmste, was mir passieren könnte, wäre es, die Autorengruppen zu vergessen, die sich in Berlin um den direkten Austausch über literarische Produkte ihrer Mitglieder bemühen. Stellvertretend als Neuvorstellung der Autorengemeinschaft "Fensterblick" Brunhild Hauschilds "Spuren der Zeit" und für den Friedrichshainer Autorenkreis Petra Namyslos "Die Abenteuer der Argonauten (1)".
Es ist ja wohl klar, dass die Links zu empfohlenen Gedichten entsprechend - so wie immer, nur dass es dann weniger sind - hervorgehoben sind ...
Noch etwas Statistik: Der Zähler von over-blog erfasste
73113 „eindeutige Besucher“ und
300891 „besuchte Seiten“.
Die Sonne
strahlt nur für mich,
erklärte die morsche Eiche
dem im Schatten verkümmernden Pflänzchen.
Der Torf
ist auch gut für mich,
freut sich die aufblühende Pflanze
über die gefällte Eiche.
Die Geister, die er rief...
Es schrieb einst Thilo Sarrazin
im feinen Westend von Berlin
gar provokante Sprüche hin
und jetzt ist alles hin.
Zog als Senator, welch ein Graus,
aus dem Jackett den Rotstift raus,
so wurden alle Kinder dumm
und eins blieb sogar stumm.
Da sprach er: "Fass!" zum Schäferhund
am Friedhof zu der Geisterstund.
Der Hund erhob sich aus dem Grab
und biss dem Kind die Ohren ab.
Ein Kopftuchmädchen kam vorbei,
das schlug den Zombiehund zu Brei,
schnitt mit dem Türkendolch schnipp-schnapp
dem Herrn die Ohren ab.
Der arme Thilo Sarrazin
konnt seinen Geistern nicht entfliehn,
es ging ihm wie dem Augustin,
und alles ist jetzt hin.
Wir entscheiden
Eins steht fest, wir haben ein Ende gesehen
hinlegen? Sterben? Einen Neustart begehen
einmal wirklich zu wählen, vor dem Verzagen
die Entscheidung treffen, es nochmal zu wagen
Augen zu und durch, oder ein Leben im Frust
wir wählen. Leben auf Knien? Oder Realitätsverlust
bevor ich gequält, nur noch für´s Ende zu leben
sterbe. Dann wird es halt den Abschied geben
lieber in Gefahr, zur Not mein Blut schwitzen
bevor qualvoll Leben quetscht sich durch die Ritzen
jeder Pore, weil Fette und Satte, Bonzen auf mir sitzen
éntscheiden wir. Die, die ihre Wahrheit bloß gesagt
ihre Angst beklagt, ob man weiter sie wegen Klagens verklagt
entscheiden wir, es noch einmal zu wagen
unserer Freiheit sterben, die Verbrecher des Mordes anzuklagen
Entscheidung treffen, dies einmal zu wagen
oder entscheiden wir endgültig, wir verzagen
kamen jüngst Verbrecher, nur die Nägel in den Sarg zu jagen
entscheiden wir endgültig zu verzagen
wurde Freiheit misshandelt, doch bereits längst erschlagen
wurde sie bloß. Von diesen Mördern, triumphal. Nun zu Grabe getragen.
Hoffentlich fragt mich niemand nach dem Geschlecht der lyrischen Ichs, das bruder wind seine „geschwistergedanken“ anvertraut …
„Im Herbstsonnenschein“ ist unartigerweise ein … Herbstgedicht (was sonst?), während „Hinzens schreck“ wohl unter die Rubrik Umwelt- ODER Herbstgedicht fallen könnte ...
Nummer 22 a
im kokon
deiner trauer
keimt keine
metamorphose
lass die natur
zu dir
zurück
Nummer 22 b
im kokon
deiner trauer
reift - welch Trost -
eine metamorphose
wie liebe ich
jetzt schon
dich
Als die Schlingpflanzen
den Boden mit
einem dichten Netz
ihrer Triebe verdeckten,
schimpften sie den
Weizen einen Terroristen
und den Bauern
radikal.
Schattenfluten
In die Dunkelheit
zwischen den Häusern
drängt sich
Laternenlicht
Wolken
zeichnen dunkle Muster
in den Himmel
Regen fällt
Schleier liegen
über den Fensterscheiben
die Zeit
dehnt sich aus
zerfällt
Da bin ich aber gespannt: Sollte nämlich noch einmal ein richtig warmer Wind wehen, wären die Gedichte dieses Tages verfrüht. „Sommerausklangsblick“ und „Sandstrandelegie“ lassen sich nämlich am besten „genießen“, wenn die Sommerfreuden noch frisch sind, aber es draußen unangenehm herbstlich ist – so ein Grogwetter eben.
Dann kann man garantiert auch über den gereimten Vorschlag für die heimische Bekämpfung der „kleine(n) Klimakatastrophe“ schmunzeln … aber vor den ersten Frösten kann man sie wirklich anwenden!!!
Sippenhaft
als verbrechen
zur last gelegt
in
für
das falsche DEUTSCHLAND
geboren
sorge
morgens wie abends
kinder büßen
strafe fort
in eine bessere gesellschaft
ausbrechen?
nach so vielen falschen türen
muss endlich
die nächste
richtige sein
Hat keinen Wert mehr
Will ganze Welten verändern. Nicht fähig zur Geste
beschenk dich am besten nur noch selber, verstehste
ja, behalt sie ruhig, sogar die ganzen fünf Euro mehr
wo in aller Welt. Wird man zu Unmenschen, so sehr
dass man das Fühlen verlernt, nur sich selber verehrt
redet von sich als Macher. Macht dabei alles verkehrt
kommst schon voran. Immer besser, effizienter, beim Rauben
mit nur fünf Euro pro Kopf. Nimmst du so viel vom Glauben.
Wenn
ich einen
Menschen der die
Tötung vieler Menschen anordnen
will weil er die Macht des
Geldes verteidigt ohne sich selbst
die Finger zu beschmutzen umbrächte bevor
er dazu käme wäre ich
das darf ich
nicht laut
sagen
Anleihen bei einem Großmeister kann ich nicht leugnen. Trotzdem dürfte „Sintflut singen“ etwas sehr Eigenes sein – mindestens der anderen Perspektive wegen.
Und ich suche im Anschluss auch sofort nach dem großen „Aufbegehren“.
Glücklich mögen die sein, die unbeirrt scheuklappig ihren Weg gehen und die deshalb keiner „Versuchung“ ausgesetzt sind.
Alle drei Gedichte sahen vor zwei Jahren noch etwas anders aus ...
Nummer 16
waren
ihre worte
auch ähnlich
fanden sie doch nicht
zueinander
nicht nur ihr
auch sein
kopf
war von
eisenholz
Dialektik der Zeit
Wie grausam
die Erfindung von
Uhr und Kalender.
Sie sagen mir
was ich wann
tun
muss.
Wie wunderbar
die Erfindung von
Uhr und Kalender.
Etwas muss mir sagen
wann es Zeit ist
aufzuhören
Als Ameise
ein Programm
erfüllen, das
gut ist
und was
man auch
schafft man
ist deshalb
morgen noch
da als
neue Ameise
Gerade Ursula Gressmanns Gedicht „September“ und mein „eine außerirdische studentin liest“ gehören zusammen, finde ich. Während das eine die tiefe Wirkung der menschlich geprägten Natur auf den Betrachter einfängt, spielt das andere auf seine Bedrohung an. Was aber kann „man“ dagegen tun? Für Antworten auf diese Frage muss sich noch so manche „bibliotheksgesellschaft“ zusammenfinden.
Was ist
das Leben
für eine
maßlos bescheuerte
Ausfertigung von
Materie beladen
mit Energie
Gerade trete
ich auf
eine Ameise
Drei Gedichte aus der Frühzeit dieses Blogs habe ich ausgebuddelt und kräftig überarbeitet. Nun ist meiner Meinung nach Böseres, Klareres, also schlich Besseres geworden. Alle drei haben mit Geburt und Untergang zu tun:
Nachruf eines Orionalen an frühere Terraner
Nummer 15
es gibt
den einen
menschen
der sogar
mich
lieben könnte
vielleicht
begegnen wir uns
lächeln
gehen weiter
und haben uns schon
vergessen
Der Dichter hat Kraft
Der Dichter hat Macht
Der Dichter kann machen
Dass es laut kracht
Hat der Wähler seine Stimme
Für vier Jahre verschenkt
Brüllt der Dichter noch weiter
Dass er anders denkt
Nur machen die Anderen Revolution
Vertreiben die Welt der Profite
Des alleinigen Werts namens hohe Rendite
Stutzt der Dichter: Da war ich doch schon.
Herbstnacht in Berlin
Rauschen
des Regenwassers
auf dem Asphalt
Menschenströme
fließen vorbei
versickern
Lichtreflexe
gebrochen durch
Regenschleier
Felder fahler
Neonlichter
Säulen
Schwarzlicht
gehalten von
Lichtblüten
über Eingängen
kreisen
Blicke tanzen
dazwischen
Dunkelheit
und jene
für die niemand
mehr betet
in Kaufhauspassagen
über Wärmeschächten
der U-Bahnen
( oder London ...? )
"ich zünde die kerze
sie sind auf dem weg ..."
Ich wage es: Als Dichtereleve beschwört mein Geist „Atlantis“ herauf. Traurig schüttelt ein Aber... den Kopf.
Immer wieder die still schreiende Hoffnung nach dem Neuanfang ohne Schuld. Immerhin: In den „Spaltstrophen“ reimt sich das sogar – und als „Tweed 148“ der Art Natascha P. / Slov ant Gali findet es eine besonders verknappte Form.